Wenn die Gedanken non stop auf Hochtouren fahren

Gerade, wenn wir uns in einer toxischen Beziehung befinden oder befunden haben, stehen unsere Gedanken nicht mehr still. Wir grübeln und grübeln und kommen zu keinem Ergebnis. Das kann so weit gehen, dass wir nachts nicht mehr zur Ruhe kommen und um unseren Schlaf gebracht werden.

Wir spielen jede erdenkliche Situation noch einmal im Kopf durch und kommen nicht mehr von den Gedanken los. „Hätte ich doch bloß…! Wenn ich so und so reagiert hätte, dann…!“ Kennst du solche Momente auch aus deinem Leben? Ich hatte damals das Gefühl fast wahnsinnig zu werden, da ich kaum in der Lage war, mich auf die wesentlichen Dinge des Alltags zu konzentrieren. Damals waren es die Probleme, die ich innerhalb meiner Beziehung durchmachte. Mein Partner und ich stritten ununterbrochen und ich suchte verzweifelt den Ausgang. Ich bekam am laufenden Band die Schuld für unsere Probleme und ich war an diesem Punkt einfach nur noch fertig. War ich so ein schlechter Mensch? Intuitiv wusste ich, worauf es hinauslaufen würde, doch den Gedanken an einer Trennung wollte ich nicht zulassen. Somit war mein Gehirn nicht nur noch damit beschäftigt, vergangene Situationen durchzukauen, nein, nun kam auch noch das Gedankenkarussell der Trennung dazu. Zuviel für mich, um all das zu verarbeiten.

Vielleicht ergeht es dir wie mir damals und du hast das Gefühl die Kontrolle über deinen Verstand zu verlieren. Es macht durchaus Sinn, aktiv das laufende Gedankenkarussell zu stoppen. Ansonsten laufen wir Gefahr den Zugang für das Schöne im Leben zu blockieren. Bei mir ging es damals so weit, dass ich Angstzustände entwickelt habe und nicht mehr handlungsfähig war.

Ich kann mich noch so gut daran erinnern, dass ich immer wieder meinen Kopf in die Hände nahm und schon fast verzweifelt schrie: „Wie kann ich dich zum Anhalten bringen? Sag mir was ich tun soll und ich tue es!“

Erleichterung durch ein STOPP!

Ja, ich weiß, dass es sich so simpel anhört und dennoch erfordert es kontinuierliches Training. In dem Moment, wo unangenehme oder auch immer wiederkehrende Gedanken auftreten, kann ein deutliches STOPP enorm viel Erleichterung verschaffen. Die Gedankenstopptechnik wird eingesetzt, um zwanghafte Gedanken zu unterbrechen und den Betroffenen somit Erleichterung zu verschaffen. Durch dein aktives STOPP, hast du die Möglichkeit einen konstruktiven und positiven Gedanken stattdessen einzusetzen. Hört sich so leicht an, ist es dennoch nicht. Es erfordert Achtsamkeit mit seinen Gedanken zu betreiben und das kann bedeuten bis zu tausendmal ein STOPP innerlich oder auch laut auszusprechen. Gefühlt habe ich es damals in Dauerschleife gemacht. Irgendwann kam dann der Moment, wo ich meine schon fast zwanghaften Gedanken nicht mehr abrufen konnte. Da wusste ich, dass ich einen großen Meilenstein geschafft habe.

Was muss ich noch zum Gedankenkarussell wissen?

Solange wir den Gedanken freien Lauf lassen und quasi im Kreisverkehr eine Runde nach der anderen drehen, lädt es weitere negative Gedanken ein, sich mit den schon vorhandenen negativen Gedanken zu verbinden. Dein Gehirn trainiert sich somit, weitere Runden mit den unerwünschten Gedanken zu drehen. Neuronen, die miteinander feuern, vernetzen sich und feuern schneller und schneller, bis dir schon fast schwindlig ist von den immer wiederkehrenden Gedanken. Wird dieses nicht aktiv gestoppt, wird das eine Irrfahrt, wo die Ausfahrt kaum noch zu finden ist.
Ich habe diese Technik damals kritisch hinterfragt, denn sie schien mir zu einfach. Als ich dann aktiv in die Anwendung ging, stellte sich heraus, dass es nicht so einfach ist, ein Karussell, dass schon richtig Fahrt aufgenommen hat, durch ein simples STOPP zum Anhalten zu bewegen. Sich in den unerwünschten Gedanken zu verlieren, löst sie Probleme im außen nicht. Schließlich sind es Gedanken, die du schon zuvor tagein, tagaus gedacht hast.

Der Narzisst – mein Spiegel

Gedankenstopp durch Achtsamkeit im Hier und Jetzt

So ganz, ohne aktive Mitarbeit, kommen wir aus der Gedankenschleife nicht heraus. Mit der Achtsamkeitsübung durch deine Sinne, holst du dich relativ schnell ins Hier und Jetzt. Ich mag sie besonders gerne, da sie gleichzeitig einen fast meditativen Zustand auslöst. Du unterbrichst den „Was-war, was-wäre-wenn“ Kreislauf in deinem Kopf, da du dich bewusst auf deine Sinne konzentrierst. Mache dir keinen Druck, wenn dir diese oder auch andere Übungen nicht sofort gelingen. Für diese Übung begebe dich bitte in die Natur, denn nun werden deine Sinne: Sehen, riechen, schmecken, hören und fühlen aktiv eingesetzt, um dich ins Hier und Jetzt zu holen.
Los geht’s…

Hören:

Bitte nimm fünf Dinge in der Natur wahr, die du hören kannst und benenne sie einmal laut oder leise. „Ich höre einen Vogel zwitschern.“ Sei ganz Ohr und nimm die Geräusche im außen wahr, ohne sie zu bewerten.

Sehen:

Nun nimm dir Zeit und schaue dich um. Je nachdem, was dir zuerst in dein Sichtfeld kommt, benenne diese fünf Dinge ebenfalls nacheinander, laut oder leise. Wie ergeht es dir während dieser Übung? Kommt dein Gedankenkarussell so langsam zum Stillstand? Du regst durch das bewusste Sehen deine visuelle Aufmerksamkeit an.

Riechen & Schmecken:

Ach, ich liebe diese Übung so sehr. Ich werde zum Beispiel positiv getriggert, wenn ich an anderen Häusern entlanglaufe und der deftige Duft von Rotkohl in meiner Nase aufsteigt. Sofort werden ein bis zwei schöne Situationen aus der Kindheit in mir entfacht. Es waren die Momente, an die ich gerne zurückdenke, weil wir als Familie zusammen zu Mittag aßen. Es gab keinen Streit, stattdessen erfreuten wir uns über Rouladen mit Rotkohl. Nun bist du dran. Bitte nimm fünf Dinge wahr, die du riechen oder schmecken kannst. Bewerte auch hier nicht.
Ein Beispiel habe ich dir durch meinen positiven Trigger genannt.

Fühlen:

Nun sind wir am Ende dieser Übung angekommen. Bitte nimm nun fünf Dinge wahr, die du auf deiner Haut fühlen kannst.
Das kann zum Beispiel ein Windstoß sein, der Pulli auf deiner Haut, der Baum, den du gerade berührst, usw. Benenne auch diese Dinge einmal laut oder leise, ohne diese zu bewerten.

Wenn du mit der gesamten Übung durch bist, fange bitte wieder von vorne an und benenne vier Dinge, die du hören, sehen, riechen, schmecken und auch fühlen kannst. Dann drei…,zwei…. und zum Schluss noch eine Sache. Es geht hier wirklich nur darum, achtsam im Hier und Jetzt anzukommen.

Ich nehme meine Bedürfnisse wahr und kommuniziere diese.

Warum schafft es die Achtsamkeit, negative Gedanken zu stoppen?

In dem Moment, wo du dich auf die Übung konzentrierst, steigt dein Gehirn aktiv aus dem Gedankenkarussell aus. Das schafft wirklich Erleichterung. Wenn du also das Gefühl hast, dass dein Gehirn wieder eine Runde im Gedankenkarussell drehen will, unterbrich dieses schnellstmöglich, damit andere neuronale Netzwerke gebildet werden können. Denke an etwas, was dir Freude bereitet oder guttut. Es geht darum, dein Gehirn mit anderen positiven Gedanken zu beschäftigen.

Gönne deinem Gehirn, so oft es eben geht, eine wohlverdiente Pause, damit es aus dem Gedankenzwang befreit wird. Je mehr du dein Gehirn auf positive Gedanken trainierst oder zumindest neutrale, umso weniger feuert das neuronale Grübelgefängnis. Es wird der Tag kommen, wo du die Herrscherin deiner Gedanken bist und deutlich besser mit deinem Grübelzwang umgehen kannst. Training, Training, Training ist das A und O. Am Ende macht auch hier wieder die Wiederholung den Unterschied.

Vermeide Kontakt zum Ex

Du kannst natürlich all diese Übungen wieder und wieder durchführen. Sie werden nicht wirklich helfen können, wenn du weiterhin Kontakt zum Narzissten hältst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mein Gedankenkarussell allmählich ruhiger wurde als ich zum einen aktiv mit den Übungen daran arbeitete und zum anderen no contact zum Ex herstellte. Mit Kindern ist dieses natürlich nicht möglich. Jede weitere Kontaktaufnahme, wird dein Gedankenkarussell wieder aktivieren. Wenn du dir sagst: „Ich will nicht an ihn denken,“ baust du Widerstand gegen das auf, was gerade ist und was passiert dann, wenn du etwas nicht willst? Es verstärkt sich und wird größer. Warum? Weil du so viele schmerzhafte Gefühle, durch deine Gedanken an deinem Ex Partner, fühlst. Das willst du weghaben. Das wird nicht funktionieren. In dem Moment, wo du zumindest versuchst deine Gedanken neutral wahrzunehmen, da lockert sich der Griff und die Gedanken entspannen sich.

Zusammengefasst

Auch wenn du derzeit das Gefühl hast, dich niemals aus deinem Gedankenkarussell befreien zu können, du wirst es. Dieser Zustand ist nicht von ewiger Dauer. Du kannst aktiv sehr viel dafür tun, um dort herauszubrechen.

Mir hilft es am besten meine Gedanken völlig neutral wahrzunehmen. „Ah, da bist du ja wieder Gedanke.“ Die neutrale Beobachtung, ohne sie zu bewerten, löst die Gesamtsituation relativ schnell auf. Zusätzlich mache ich mir immer wieder bewusst, dass ich eh nichts mehr verändern kann, was einmal war. Es ist das, was es ist. So sehr ich mir auch manches Mal gewünscht hätte, etwas verändern zu können, so dankbar bin ich heute, was ich dadurch alles für mich lernen durfte. Wir glauben immer, dass wir so vielen Situationen ohnmächtig gegenüberstehen. Die Wahrheit ist, dass wir die Schlüssel selbst in der Hand halten, um für uns Heilung zu erfahren.

Dein Leben ist wertvoll und verdient es, in Freude gelebt zu werden.

Hilfe, um toxische Beziehungen zu verarbeiten und dir zu einem starken ICH zu verhelfen, erhältst du bei mir.
Ich freue mich auf dich.
Von Herz zu Herz, deine Martina