Kann ich das Erlebte jemals überwinden?

Wer schon einmal eine toxische Beziehung erlebt hat, der weiß, dass danach nichts mehr so ist, wie es einmal war. Der Selbstwert ist in der Regel zerstört und das Vertrauen in sich selbst, anderen Menschen und das Leben sowieso. Die Wunden nach solch einer Beziehung sitzen tief und man denkt oft an die Beziehung zurück und zerkaut alle möglichen Situationen. „Hätte ich etwas anders machen können?“ Diese Frage habe auch ich mir immer wieder gestellt.

Nach solch einer schlimmen Erfahrung müssen erstmal, Stück für Stück, die Teile deiner Identität zusammengesucht werden. Ich habe mich damals so unfassbar verloren gefühlt. Mein Leben hatte jeglichen Glanz und Sinn verloren. All die Jahre zuvor identifizierte ich mich über meine Beziehungen. Sie gaben mir erst einen tieferen Sinn meiner Existenz. Als die letzte toxische Beziehung auseinanderbrach, spürte ich, dass diesmal etwas anders ist. Ich wusste, dass ich so, wie bisher nicht weitermachen konnte.

Ich habe damals meine gesamten toxischen Beziehungen auseinandergenommen. Bis ins kleinste Detail habe ich analysiert, welche Gemeinsamkeiten die Ex Partner hatten und fand so schon die ersten Antworten. Abgesehen davon, dass alle eine gewisse Arroganz ausstrahlten, verhielten sie sich sehr abwertend mir gegenüber. Genauso wie ich es schon von meinem Vater kannte. Mehr und mehr machte ich mich auf die Suche nach Antworten.

Vielleicht fragst du dich, was du nun aus deiner Beziehung lernen kannst? Immerhin spricht so gut wie jeder Coach oder Berater davon: „Nimm die Lektionen an, damit du zukünftig gesündere Beziehungen führen kannst.“ Vielleicht erkennst du auch schon für dich, dass deine toxische Beziehung kein Zufall war und sie in irgendeiner Form eine wichtige Botschaft beinhaltete?

Wie kannst du nun all das Erlebte verarbeiten und geht das auch im Alleingang? Ich muss ehrlich gestehen, dass ich damals mit voller Überzeugung davon ausging, all das alleine zu schaffen. „Ich brauche niemanden.“ Tja, das Leben lehrte mich etwas, was ich nicht wahrhaben wollte. Wir kommen nicht an jedes Thema alleine heran. Es gibt die sogenannten blinden Flecken, die für uns, wie der Name schon sagt, unsichtbar sind. In meinem Buch Eiskalt beschreibe ich Schritt für Schritt, wie du deine Beziehung verarbeiten kannst und auch hier im Blogbeitrag gebe ich dir Tipps mit an die Hand, die du für dich sehr gut nutzen kannst.

Coaching Ja oder Nein?

Ich werde dir diese Frage nicht mit einem Ja oder Nein beantworten, da jeder selbst für sich schauen muss, ob diese Dienstleistung in Anspruch genommen werden möchte. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass mich eine Therapie und auch Coachings enorm nach vorne gebracht haben und unterschiedliche Coaches mich auf meinem Weg begleitet haben. Ich muss ehrlich sagen, dass ich natürlich investieren durfte. Nicht wenig. Doch am Ende, war es mir jeder Cent wert, denn ich brauchte nicht mehr bestimmte Umwege gehen, da schon im Vorfeld innere Programme ausfindig gemacht wurden. Meine Coaches haben dort hingeschaut, wo ich so nicht alleine hingekommen wäre. Somit sage ich nur für mich: „Ja, ich investiere in Coaches, weil ich keine Lust mehr auf Umwege habe.“

Welches Beziehungsmuster trage ich in mir?

Die Beziehungsmuster, die uns zum wahren Magneten für Narzissten machen, haben ihren Ursprung in der Kindheit. Die erste Beziehung, die wir damals erlebt haben, ist die von Mama und Papa. Diese Beziehungsdynamik zwischen ihnen ist die, die uns geprägt hat. In frühester Kindheit haben wir mitunter abgespeichert, dass Liebe wehtut, traurig macht, Streit bedeutet oder um Liebe wahnsinnig gekämpft werden muss.

Ich bin in einem Zuhause aufgewachsen, indem es keine Liebe gab. Umarmungen, liebevolle Worte und Zuwendung habe ich niemals erfahren. Ich weiß nicht, wie es ist, von seinen Eltern geliebt zu werden. Ich habe das Bindungsverhalten meiner Mutter übernommen. Man muss um Liebe kämpfen, alles erdulden und aushalten und Grenzüberschreitungen und Missbrauch gekonnt weglächeln, um weiterhin für Harmonie zu sorgen. Bloß nicht den Partner verärgern. Auf unbewusster Ebene bin ich dann Bindungen eingegangen, auf die mein Bindungsstil passten. Erst, wenn ich die absoluten Hochgefühle wahrnehmen konnte, kam dieser Partner für mich in Frage. Ich wollte niemals so werden wie meine Mutter und wurde dennoch so wie sie.

Der Narzisst – mein Spiegel

Der Narzisst – mein Spiegel

Ich kann mir vorstellen, dass nun einige hier beim Lesen dieser Zeilen, die Hände über Kopf zusammenschlagen. Ich kann das verstehen. Dennoch würde es dir in der Verarbeitung deiner narzisstisch geprägten Beziehung enorm weiterhelfen. Die Perspektive zu verändern kann dir ungelöste Themen aufzeigen. So schmerzhaft die Erfahrungen innerhalb einer toxischen Beziehung auch sind, so wertvoll können sie in der Aufarbeitung vergangener Verletzungen sein. Ich nenne toxische Beziehungen auch Beschleuniger für das Vorankommen der eigenen persönlichen Entwicklung. Ich habe mir damals versprochen, dass meine toxischen Beziehungen nicht umsonst waren. Ich wollte sie für mich nutzen, um all das Schmerzhafte endlich zu verarbeiten.

Was kann ich lernen?

  • Er stellte sich gerne in den Mittelpunkt und ich war eher diejenige, die sich zurücknahm und meine Bedürfnisse denen anderer unterordnete.
    Mein Learning: Ich darf mich selbst wichtig nehmen und meine Bedürfnisse an erster Stelle setzen.
  • Er hat immer wieder Grenzen überschritten und mich abgewertet.
    Mein Learning: Ich kommuniziere ganz klar meine Grenzen https://www.masterclass-of-mind.de/ja-zum-nein-lerne-grenzen-zu-setzen/ und ziehe gegebenenfalls Konsequenzen bei erneuter Überschreitung.
  • Seine mangelnde Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen und sich selbst zu reflektieren. Mein Learning: Ich übernehme nicht für sein Fehlverhalten die Verantwortung, in dem ich sofort die Fehler bei mir suche. Ich trage nicht seine Last.
  • Er strebt immer wieder nach Unabhängigkeit und sucht den Weg der Freiheit. Mein Learning: Ich darf mich unabhängiger machen und muss nicht mit jedem Mann verschmelzen. Ich darf mich mehr auf mein eigenes Leben konzentrieren.

Das sind jetzt nur einige Beispiele, wie du den Narzissten als deinen Spiegel nutzen kannst. Das bedeutet nicht, dass deine ungelösten Themen sein Verhalten auslösen. Von diesem Gedanken kannst du dich lösen. Deine Ex Narzissten als Spiegel zu nutzen, ist einfach nur eine Möglichkeit, um wertvolle Erkenntnisse über dich selbst herauszufinden. Nicht mehr und nicht weniger. Es sagt nichts über Schuld oder der Gleichen aus. Es geht wirklich nur um deinen Eigenanteil, die eine dysfunktionale Beziehung möglich macht.

Ich nehme meine Bedürfnisse wahr und kommuniziere diese.

Ich nehme meine Bedürfnisse wahr und kommuniziere diese

Viele Co-abhängige Personen haben in frühester Kindheit gelernt, dass die eigenen Bedürfnisse nicht zählen. Es zählten die Bedürfnisse der anderen. Aus diesem Grund haben wir oftmals verlernt unsere eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und zu kommunizieren. Wie geht es nun für dich, allmählich ein Gefühl zu dir aufzubauen.

Gebe dir selbst die Erlaubnis, eigene Bedürfnisse zu haben und diese auch kommunizieren zu dürfen. Ich sage gerne dazu: „ich traue mich meinem Partner mich voll zuzumuten.“ Oftmals trauen wir unserem Partner nicht zu, dass er das auch aushalten kann, wenn wir unsere Gefühle und Bedürfnisse kommunizieren. Ja, ich weiß, bei Narzissten hat dieses Konsequenzen. Schon hier erkennst du, dass du in keiner guten Beziehung bist. Sich dem Partner unterzuordnen und am laufenden Band anzupassen, kann nicht die Intention einer Beziehung sein, nicht wahr?

Begegne deiner Angst

Und jetzt kommt noch ein weiterer Schritt, der sehr ungemütlich ist, dennoch unfassbar wichtig. Es gilt das, was deine ehemalige toxische Beziehung dir aufgezeigt hat, ins Gegenteil zu transformieren. Du darfst Bedürfnisse haben. Trenne dich von dem Gedanken, dass du dann zu bedürftig bist. Das ist Unsinn. Zeige deine wahren Beziehungsbedürfnisse, denn nur so kann dich dein Partner wahrhaftig kennenlernen. Alles andere führt in die Sackgasse. Ich kann mir vorstellen, dass sich nun alles in dir zusammenzieht. Natürlich bedeutet es in diesem Moment durch deine Angst zu gehen. Ja, es kann passieren, dass dein Partner das nicht gutheißt. Es besteht immer ein Restrisiko, dass diese Beziehung dann nicht lange hält. Besser so als in einer Beziehung zu sein, in der du dich wieder verstellen musst. Das hat schon in der Vergangenheit in die Sackgasse geführt. Zusätzlich baust du auch Trennungskompetenzen auf, selbst die Beziehung zu verlassen, wenn eure Bedürfnisse zu weit auseinander gehen.

Komme in deinen Selbstwert und Selbstliebe

Außerdem darfst du nun lernen deine eigenen Grenzen wahrzunehmen und bedingungslos zu schützen. Auch dieses bedeutet wieder deiner Angst zu begegnen. Das kann bedeuten, dass du auf Ablehnung stößt und sich Menschen auch aus deinem Leben verabschieden. Auch dieser Schritt ist so wichtig. In seinem Selbstwert und in deiner Selbstliebe anzukommen bedeutet auch immer ein Stück Risiko einzugehen. Eine liebevolle Beziehung zu sich selbst aufzubauen, beinhaltet gnadenlos seine Grenzen einzuhalten und ganz klar zu kommunizieren. Erinnere dich an deine toxische Beziehung. Da gab es ein Problem mit der Abgrenzung. Dieses darf nun mehr und mehr erlernt werden.

Zusammengefasst

Sich erst einmal nach einer toxischen Beziehung zurückzuziehen halte ich für eine ganz normale Reaktion. Solche Erfahrungen aufzuarbeiten, benötigt auch einfach einen Raum und eine gewisse Zeit zur Reflektion und Verarbeitung unterschiedlicher Emotionen. Mit der Zeit kommt auch das Vertrauen wieder. Du wirst wieder mehr und mehr den Zugang zu deiner Gefühlswelt erlangen und spüren, dass du diesen auch vertrauen kannst. Du wirst wieder mehr und mehr deine Komfortzone verlassen, mutiger werden und somit dein Selbstvertrauen steigern. Dadurch, dass dein Selbstvertrauen gesteigert wird, erhöht sich auch gleichzeitig dein Selbstwertgefühl. Du siehst, es beginnt alles in dir und du hast den Schlüssel in der Hand, um über dich hinauszuwachsen.

Habe Geduld auf deinem Weg ab und sei liebevoll mit dir. Du hast so viel in der Vergangenheit erduldet. Nun ist es an der Zeit, dass du dir all das gibst, was du zuvor im außen gesucht hast. Du bist der Schlüssel zu deinem Glück und dann kommt alles andere von ganz alleine.

Dein Leben ist wertvoll und verdient es, in Freude gelebt zu werden.

Hilfe, um toxische Beziehungen zu verarbeiten und dir zu einem starken ICH zu verhelfen, erhältst du bei mir.
Ich freue mich auf dich.
Von Herz zu Herz, deine Martina