Podcast#256 – Gesunde Abgrenzung ohne Schuldgefühle
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden. Mehr Informationen
Gesunde Abgrenzungen ohne Schuldgefühle zu leben, ist gar nicht so einfach, wie es klingt. Kennst du das? Du setzt eine Grenze und fühlst dich sofort schuldig. Als hättest du etwas falsch gemacht. Als wärst du ein schlechter Mensch. Diese Form von Schuld hat nichts mit realem Fehlverhalten zu tun. Es ist eine alte Schuld. Eine, die dich schon lange begleitet – vielleicht, seit du ein Kind warst. Der Blogbeitrag, den du gleich liest, geht unter die Oberfläche. Es geht nicht um schnelle Tipps, sondern um die tieferen Dynamiken, die uns davon abhalten, gesunde Abgrenzung ohne Schuldgefühle wirklich zu leben. Wenn du oft das Gefühl hast, für die Gefühle, das Wohlergehen und die Stabilität anderer Menschen verantwortlich zu sein – dann ist dieser Beitrag für dich.
In der heutigen Podcastfolge bespreche ich mit dir unter anderem:
- Wie Projektionen dich in alte Rollen drängen
- So löst du dich aus Schuldmustern
- Wie du Grenzen setzt, ohne andere zu verletzen
Schuld als Überlebensstrategie
Du setzt eine Grenze und sofort meldet sich eine innere Stimme:
„War das jetzt zu hart?“
„Hätte ich das nicht liebevoller sagen können?“
„Bin ich vielleicht doch egoistisch?“
Diese Form von Schuld hat oft nichts mit realem Fehlverhalten zu tun. Es ist eine konditionierte Schuld. Eine Überlebensstrategie, die dich einst geschützt hat – in einem Umfeld, in dem deine Bedürfnisse zu viel waren. In dem dein Nein zu Ablehnung führte. Und dein Rückzug mit Liebesentzug bestraft wurde. Vielleicht hast du als Kind gespürt, dass es nicht sicher war, dich abzugrenzen. Dass du nur dann gemocht wurdest, wenn du angepasst warst. Wenn du „brav“ warst. Wenn du für andere da warst – egal, wie es dir ging.
Diese frühen Erfahrungen prägen sich tief ein. Sie formen ein inneres Skript, das dich bis heute unbewusst leitet:
„Wenn ich mich selbst schütze, verliere ich die Verbindung.“
„Wenn ich auf mich höre, enttäusche ich andere.“
„Ich bin nur sicher, wenn ich funktioniere.“
Und genau dieses Skript meldet sich heute noch, wenn du Grenzen setzt. Nicht, weil du etwas falsch machst, sondern weil dein Nervensystem gelernt hat, dass Schutz damals Anpassung bedeutete. Der erste Schritt ist also: Zu erkennen, dass diese Schuld sich echt anfühlt – aber aus einem alten Kontext stammt. Du darfst heute eine neue Stabilität und Sicherheit aufbauen und zwar in dir. Eine, die nicht auf Anpassung basiert – sondern auf Selbstkontakt.
Wie Projektionen dich in alte Rollen drängen
Projektionen sind wie unsichtbare Fäden, die dich an Erwartungen binden, die nie wirklich deine waren. Plötzlich stehst du da – mit einem schlechten Gewissen, einem Druck auf der Brust, einem Gefühl von „Ich bin falsch“. Und das nur, weil du deine Wahrheit gesagt oder eine Grenze gezogen hast. Vielleicht kennst du solche Sätze wie: „Du bist so distanziert in letzter Zeit.“
„Du enttäuschst mich.“ „Du denkst ja immer nur an dich.“ Und vielleicht hast du dich oft gefragt: „Ist da etwas dran? Bin ich wirklich zu viel… oder zu wenig?“ Aber was, wenn das gar nicht dein Gefühl ist?
Was, wenn du in dem Moment zur Projektionsfläche wirst – für Themen, Ängste oder Verletzungen, die jemand anders nicht tragen kann oder will? Was, wenn du nicht „die Kalte“ bist – sondern die, die sich zum ersten Mal erlaubt, klar zu sein? Gesunde Abgrenzung ohne Schuldgefühle beginnt mit dem Mut, diese feinen, aber tiefwirkenden Mechanismen zu durchschauen. Zu erkennen: Das, was mir da übergestülpt wird, gehört nicht mir. Ich muss diese Rolle nicht spielen. Ich darf aussteigen. Dich daraus zu befreien, bedeutet nicht, dich zu verschließen. Es bedeutet, dich innerlich aufzurichten. Deinen Raum einzunehmen – liebevoll, aber klar. Denn Klarheit ist nicht hart. Sie ist ehrlich. Und genau diese Ehrlichkeit öffnet etwas Neues: einen Raum, in dem du nicht mehr funktionieren musst. Sondern einfach sein darfst – mit allem, was du bist. Ohne Maske. Ohne Schuld.
Warum du dich verlässt, um Bindung zu halten
Es ist einer der schmerzhaftesten inneren Momente: Du spürst, dass du gerade über dich selbst hinweggehst – und tust es trotzdem. Vielleicht sagst du „ja“, obwohl du innerlich ein klares „nein“ fühlst. Vielleicht schluckst du deinen Schmerz runter, um den anderen nicht zu überfordern. Oder du entschuldigst dich für Dinge, die tief in dir gar nicht falsch waren – nur damit der andere nicht geht. Warum tun wir das? Weil wir unbewusst glauben: „Wenn ich jetzt meine Wahrheit sage, bin ich zu viel. Oder nicht mehr liebenswert.“
Es ist das alte Bindungsmuster aus der Kindheit, das sich heute noch meldet. Ein inneres Kind in dir, das gelernt hat: „Ich darf nicht anecken. Ich muss brav, stark oder pflegeleicht sein – sonst verliere ich die Verbindung.“
Und so beginnst du dich zu verlassen. Stück für Stück. Nicht laut, sondern leise.
Nicht aus Schwäche, sondern aus Angst. Typische innere Sätze in solchen Momenten sind: „Ich sag jetzt lieber nichts, sonst gibt’s Streit.“ „Ich will nicht schon wieder schwierig sein.“ „Vielleicht übertreibe ich ja.“ Doch all das ist Selbstverleugnung im Dienst der Harmonie. Und sie kostet dich – deine Energie, deine Klarheit, deinen inneren Frieden. Gesunde Abgrenzung ohne Schuldgefühle heißt hier: Zu erkennen, wann du dich selbst verlässt. Und dich dann liebevoll zurückzuholen. Dich innerlich in den Arm zu nehmen und dir zu sagen: „Ich darf mich zeigen. Ich darf fühlen, was ich fühle. Ich bin sicher.“
Gesunde Abgrenzung ohne Schuldgefühle
Je mehr du in deine Klarheit findest, desto größer wird manchmal die Reibung im Außen. Nicht, weil du etwas falsch machst – sondern weil du nicht mehr mitspielst. Du bist nicht mehr bereit, für das Unausgesprochene der anderen geradezustehen. Und das macht etwas mit deinem Gegenüber. Menschen, die es gewohnt sind, dass du dich fügst, könnten dich plötzlich als „kalt“, „rücksichtslos“ oder „egoistisch“ wahrnehmen. Sie erleben deine neue Grenze als Angriff – obwohl sie in Wahrheit ein Akt von Selbstrespekt ist. Ein Beispiel:
Du antwortest nicht mehr sofort auf Nachrichten. Du nimmst dir Zeit, atmest durch, sortierst dich. Doch beim nächsten Kontakt kommt: „Früher warst du auch nicht so distanziert…“
Was hier passiert, ist nicht deine Wahrheit – es ist die Angst des anderen, dich zu verlieren. Aber sie wird dir übergestülpt, als wärst du verantwortlich dafür. In solchen Momenten verlierst du leicht dein inneres Gleichgewicht. Du fängst an zu zweifeln: „Bin ich zu hart geworden? „War das jetzt falsch von mir?“ Aber die Antwort liegt nicht im Außen. Sie liegt in dir. Gesunde Abgrenzung ohne Schuldgefühle bedeutet: Du bleibst verbunden mit deiner inneren Wahrheit – auch wenn der andere sie gerade nicht versteht. Du erinnerst dich: Ich weiß, warum ich mich so verhalte. Ich habe es aus Klarheit, nicht aus Kälte getan. Ich darf mein Tempo, meine Wahrheit und meinen Raum achten.
So löst du dich aus alten Schuldmustern
Wenn du dich beginnst abzugrenzen, meldet sich oft eine leise, nagende Stimme in dir: „Bin ich jetzt wie die, die mir wehgetan haben?“ Diese Angst, selbst verletzend zu sein, ist tief verankert – besonders, wenn du in deiner Kindheit erlebt hast, dass Gefühle übergangen wurden oder Grenzen nicht sicher waren. Dann willst du heute ganz besonders liebevoll, empathisch und „nicht so wie sie“ sein. Und ja – dein Herz ist groß. Vielleicht manchmal sogar zu groß. Du willst niemanden verletzen. Niemanden enttäuschen. Und das ist kostbar.
Doch Mitgefühl bedeutet nicht, dass du dich selbst verlässt. Es bedeutet: Du fühlst mit – aber du verlierst dich nicht mehr dabei. Ein Beispiel: Du sagst ein Treffen ab, weil du erschöpft bist. Dein Gegenüber ist enttäuscht. Fragt vielleicht: „Was ist los mit dir? Früher warst du anders…“ Früher hast du trotzdem zugesagt. Heute bleibst du bei dir. Und dann kommt sie: die Schuld. Aber diesmal gehst du nicht gegen sie an – du bleibst da.
Du spürst sie. Du sagst vielleicht innerlich zu dir: „Ich spüre die alte Angst, egoistisch zu sein. Aber ich bleibe hier. Ich verlasse mich nicht mehr. Ich halte mich – auch mit dieser Unsicherheit.“ Das ist der Wandel. Kein harter Schnitt, sondern ein liebevolles Dableiben. Du bist nicht kalt. Du bist klar.
Wie du Grenzen setzt, ohne andere zu verletzen
Viele von uns glauben, Grenzen seien laut. Oder schroff. Oder verletzend. Doch die ehrlichsten Grenzen sind oft die stillen – weil sie aus tiefem Selbstkontakt entstehen. Grenzen sind kein „gegen dich“. Sie sind ein „für mich“. Ein Beispiel: Statt dich in endlose Diskussionen zu verwickeln, sagst du: „Ich merke, das überfordert mich gerade. Ich brauche eine Pause.“ Statt dich zu rechtfertigen, sagst du: „Ich kann das gerade nicht leisten.“ Statt Schuld auf dich zu nehmen, sagst du: „Das gehört nicht zu mir.“ Grenzen sind kein Angriff. Sie sind Klarheit. Und sie machen echte Nähe erst möglich – weil du aufhörst, dich zu verbiegen. Und ja – manche Menschen reagieren verletzt. Aber das ist nicht deine Verantwortung. Gesunde Abgrenzung ohne Schuldgefühle bedeutet: Du hältst dein Nein – nicht trotzig, sondern weich. Nicht gegen den anderen, sondern mit dir selbst.
Wenn Liebe mit Anpassung verwechselt wird und du es erkennst
So viele von uns haben Liebe gelernt als etwas, das sich beweisen muss. Etwas, das man sich verdient. Etwas, das dann existiert, wenn man es dem anderen leicht macht. Doch wahre Liebe beginnt da, wo du dich nicht mehr verlassen musst, um in Beziehung zu sein. Vielleicht hast du in früheren Beziehungen erlebt: Ich musste emotional stabil sein – auch wenn es mir schlecht ging. Ich durfte keine Grenzen setzen – sonst war ich „kompliziert“. Ich musste Verständnis zeigen – auch wenn ich selbst keine Kraft mehr hatte. Und so wurde Liebe zu Anpassung. Und Anpassung zu Überleben.
Aber jetzt beginnt etwas Neues. Gesunde Abgrenzung ohne Schuldgefühle bedeutet, zu erkennen: „Ich darf lieben – ohne mich aufzugeben.“ „Ich darf da sein – ohne mich selbst zu verraten.“ „Ich darf Nähe leben – ohne mich kleinzumachen.“ Wahre Verbindung braucht keine Selbstverleugnung. Sie braucht Wahrhaftigkeit. Und die beginnt mit dir.
Deine Energie gehört dir und du darfst sie schützen
Du darfst dich zurückziehen, ohne dich zu erklären.
Du darfst Dinge nicht mehr tun, die du früher aus Pflicht getan hast.
Du darfst auf dich achten – nicht, weil du egoistisch bist, sondern weil du dich ernst nimmst. Deine Energie ist ein kostbares Gut. Und du hast ein Recht darauf, sie nicht zu verschenken. Vielleicht spürst du das erste Mal: „Ich bin erschöpft von der ständigen Verantwortung für andere.“ Vielleicht sagst du innerlich: „Ich will nicht mehr ständig funktionieren.“
Dann beginnt eine neue Form der Selbstliebe: Du nimmst deine Bedürfnisse ernst. Du hörst auf deine Intuition. Du lernst, dich nicht mehr zu erklären für deine Gefühle, deine Grenzen, deine Energie. Das ist kein Rückzug aus der Welt – das ist Rückbindung an dich selbst. Gesunde Abgrenzung ohne Schuldgefühle bedeutet: Du erkennst deinen Wert – nicht durch Anpassung, sondern durch Präsenz. Du gibst dich nicht mehr her – sondern wirst ganz bei dir. Und genau von dort kann Verbindung entstehen. Echtheit. Tiefe. Freiheit.
Fazit: Grenzen setzen ist kein Ego-Trip – Es ist Heilung
Sich abzugrenzen bedeutet nicht, Mauern zu bauen. Es bedeutet, sich selbst wieder zu vertrauen. Es ist ein stiller, kraftvoller Akt der Rückverbindung – zu deinem Gefühl, deiner Wahrheit, deinem Rhythmus. Und auch wenn du dabei Menschen verlierst: Du verlierst dich nicht mehr selbst. Du darfst Grenzen setzen und trotzdem weich bleiben. Du darfst für dich einstehen und dabei liebevoll sein. Du darfst dich zeigen – auch mit deinem Nein. Und du wirst sehen: Je mehr du bei dir bleibst, desto echter wird das, was bleibt.
Abgrenzung ist kein Zeichen von Kälte, sondern von innerer Reife.
Wenn du beginnst, Schuldgefühle zu durchfühlen, statt sie reflexartig zu besänftigen, wirst du frei. Du musst dich nicht mehr rechtfertigen – weder für deine Klarheit noch für dein Tempo noch für dein Rückzugsbedürfnis.
Du darfst du sein. Nicht angepasst. Sondern ganz.
Häufige Fragen (Q&A)
Wann beginnt Schuldumkehr?
Schuldumkehr passiert, wenn dein Gegenüber deine Grenze oder dein Rückzugsverhalten als Angriff interpretiert – und dir dafür Verantwortung zuschiebt. Du wirst dann für die Reaktion des anderen verantwortlich gemacht, obwohl du nur für dich sorgst. Das fühlt sich oft verwirrend an, weil du plötzlich als „die Schwierige“ dastehst. Achte auf dein Körpergefühl – wenn du dich plötzlich klein oder schuldig fühlst, obwohl du in deiner Wahrheit warst, ist das ein klares Warnsignal.
Wie beruhige ich mein Nervensystem, wenn ich Schuldgefühle spüre?
Beginne damit, dich bewusst zu spüren – zum Beispiel durch langsames Atmen, sanfte Berührung oder einen Spaziergang. Sag innerlich zu dir: „Ich bin sicher. Ich darf mich halten.“ Schuldgefühle sind oft alte Überlebensprogramme, die Nähe sichern wollten – sie sind nicht die Wahrheit über dich. Wenn du ihnen Raum gibst, ohne dich von ihnen leiten zu lassen, lösen sie sich mit der Zeit.
Was passiert bei einem Narzissten, wenn ich Grenzen ziehe?
Ein narzisstisch geprägter Mensch wird deine Grenze oft als narzisstische Kränkung empfinden und mit Abwertung, Rückzug oder Manipulation reagieren. Es kann sein, dass du plötzlich Schuldzuweisungen hörst oder dein Verhalten ins Lächerliche gezogen wird. Das ist keine echte Reaktion auf dich – sondern auf den Kontrollverlust, den er spürt. Bleibe bei dir und erkenne: Sein Verhalten sagt nichts über deinen Wert aus.
Von Herz zu Herz, deine Martina
0 Kommentare