Essen war mein Trostpflaster nach meinen toxischen Beziehungen

20. Juli 2022
Essen war mein Trostpflaster nach meinen toxischen Beziehungen

Ich bin nicht richtig so, wie ich bin

Ich kenne es seit Kindheitstagen, dass ich für mein Aussehen abgewertet wurde. Meine Eltern, Geschwister und auch der Rest der Familie, gaben mir immer wieder zu verstehen, dass ich so, wie ich aussehe nicht gut genug bin.

Es tat mir so unendlich weh, von allen kritisiert zu werden. Mal war ich zu dick, mal zu dünn, ein anders Mal wiederum so hässlich, dass man sich mit mir schämen würde. Als Kind war das kaum zu ertragen. Ich tauchte in meine eigene Welt ab, in der ich mir vorstellte von meiner Familie und Freunden angenommen zu werden.

Als ich noch ein junges Mädchen war, lief es bei uns zu Hause sehr kontrolliert ab. Das Essen wurde weggeschlossen und Süßigkeiten gab es als Belohnung für besonders gute Leistung. Ich wuchs heran und als ich dann als Teenager ein wenig Taschengeld dazu verdiente, kaufte ich mir Pizza im Überfluss.

Es ging zu Hause sehr turbulent zu. Ständig gab es zwischen meinen Eltern Streit und ich geriet jedes Mal zwischen den Fronten. Ich konnte es kaum noch ertragen. Es verging nicht ein Tag, an dem ich nicht fertig gemacht wurde oder von einem Elternteil verprügelt wurde. Essen war mein einziger Trost, denn in dem Moment war ich glücklich und auch emotional satt.

Als Teenager nahm ich dann so viel zu, dass ich von meinem Umfeld massiv abgewertet wurde. In der Schule wurde ich von meinen Mitschülern gemobbt und mit den übelsten Beschimpfungen konfrontiert.

Es war wirklich sehr schlimm für mich, denn ich verstand einfach nicht, dass mich alle ablehnten. Was war so verkehrt an mir? Das Essen war unbewusst mein Zufluchtsort. Ich fühlte mich gut, sobald ich massenweise irgendetwas in mich hineinstopfte.

Die Jahre vergingen und ich heiratete und bekam mein erstes Kind. Kurz vor meinem 30. Geburtstag verließ ich meinen Mann und stürzte mich in unbekannte Welten. Plötzlich bekam ich von so vielen Männern Aufmerksamkeit. Es war ein ganz neues Lebensgefühl in mir. Endlich schien sich jemand für mich zu interessieren. Ich trainierte meinen Körper jeden Tag über mehrere Stunden im Fitnessstudio, denn ich wollte es nicht riskieren, die Aufmerksamkeit der Männer zu verlieren. Doch auch dies war ein Irrweg, denn nun nutzten mich die Männer nur noch für ihr eigenes Interesse aus. Sex!

Sobald sie mit mir fertig waren, wurde ich abserviert. Ich war darüber so fassungslos, dass ich meinen aufkommenden Schmerz mit Essen kompensierte. Es war unbewusst ein Selbstsabotageprogramm in mir, über das ich keine Kontrolle hatte. Sobald ich Frust schob, mir langweilig war, mich einsam gefühlt habe oder schlichtweg Überforderung meiner emotionalen Themen aufkamen, griff ich zu Süßigkeiten, Kuchen, Eis oder anderen ungesunden Snacks. So hatte ich zeitweise ein gutes Gefühl in mir, doch satt war ich nie.

Ich bin nicht richtig so, wie ich bin

Essen ohne Hunger zu haben

Dadurch, dass ich von einer toxischen Beziehung in die nächste geriet, wurde der Stress in mir immer größer. Ich wollte ein ganz bestimmtes Bild nach außen verkörpern. War ich mit einem Mann fest liiert, achtete ich akribisch darauf, bloß nicht zuzunehmen. Die Angst vor Ablehnung war immens groß in mir. Sobald ein Mann Bilder von mir sah mit meinem Übergewicht, bekam ich abfällige Kommentare. Somit ist seit Kindheitstagen die Überzeugung in mir entstanden: „Wenn ich dick bin, werde ich abgelehnt.“ Totaler Unsinn, dennoch war diese Überzeugung fest in mir verankert. Meine unbewusste Überzeugung in mir sorgte jedoch dafür, dass ich mich immer wieder zum Essen hingezogen fühlte, um diese Überzeugung erneut zu bestätigen. Somit war ich diejenige, die sich selbst sabotierte.

Es war ein ständiger Kampf zwischen Schmerz und alles an Essen in mich hineinzustopfen. Hinterher fühlte ich mich so elendig, denn natürlich nahm ich wieder zu. Ich hatte es so satt. Die Gleichung war ganz einfach…hatte ich Liebeskummer, aß ich was mir in die Hände kam. Bekam ich wieder Aufmerksamkeit von Männern, reduzierte ich die Süßigkeitenaufnahme. Das war eine wiederkehrende Kompensationsstrategie, nur um meine eigentlichen Themen nicht anschauen zu müssen.

2018 kam für mich dann alles zusammen. Nachdem ich mitunter zwei Jahrzehnte in toxischen Liebesbeziehungen verbracht hatte, sollte ich noch einmal eine Beziehung eingehen, die das Fass zum Überlaufen brachte.

Nach sieben Monaten wurde ich von jetzt auf gleich verlassen. Anfänglich konnte ich noch gut mit meinem Liebeskummer umgehen. Ich beschäftigte mich schon seit ein paar Jahren mit Persönlichkeitsentwicklung und wusste, dass ich meinen Schmerz nur annehmen muss, und dann würde es mir besser gehen. Doch ganz ehrlich? Ich war einfach nicht bereit dazu.

Stattdessen kaufte ich mir Unmengen an Süßigkeiten, um mich mit ihnen zu trösten. Ich hatte von Männern die Nase gestrichen voll und kompensierte meinen Frust mit Essen. Das hatte jedoch zur Folge, dass mein Gewicht immer weiter nach oben ging.

Ich redete mir mein Verhalten schön, dass doch ein großer Schokoriegel nicht das Problem sein kann. Das stimmt. Ein Riegel ist nicht das Problem. Doch 2-3 jeden Tag, plus größere Mengen an anderem Essen schon. In mir schlugen 2 Herzen. Zum einen mein Selbstsabotageprogramm emotionales Essen und zum anderen auch das Thema Selbstliebe. Nach 2,5 Jahren hatte ich es tatsächlich „geschafft“ 20 Kg zuzunehmen. Dadurch, dass ich mich mit meinen Verletzungen der Vergangenheit jedoch immer intensiver auseinandersetzte, lernte ich meine Schmerzvermeidungsstrategien sehr gut kennen. Mit der Zeit nahm ich bewusst wahr, in welchen Momenten ich zum Essen greifen wollte. Jedes Mal, wenn ich Frust schob, Angst oder Langweile verspürte, wollte ich zu Süßigkeiten greifen. Dadurch, dass ich eh schon unter meinem Übergewicht litt, wollte ich mir nicht noch mehr auflasten. Ich wusste, dass der Frust und die Selbstabwertung hinterher noch mehr Leid in mir anrichten würden.

Mir war klar, dass ich mich mit meinen eigentlichen Themen auseinandersetzen muss, wenn ich glücklich sein möchte. Das tat ich und es entstand eine Transformation in mir, die mein gesamtes Leben verändert hat. Am 1.1.22 hatte ich beschlossen meinen Schutzpanzer loszulassen und gleichzeitig all das, was mich in der Vergangenheit immer wieder ins Unglück gestürzt hat. Ich entwickelte für mich einen Prozess, der die Selbstliebe in mir festigte. Am 30.6.22 habe ich es geschafft und meinen Schutzpanzer von 21,2 Kg losgelassen.

Mit Selbstliebe das Selbstsabotageprogramm erlösen

Mit Selbstliebe das Selbstsabotageprogramm erlösen

Achtsamkeit, um emotionales Essen zu erkennen

1. Finde den Auslösereiz

Sobald der Essimpuls in dir hochkommt und du damit drohst den Kühlschrank zu plündern, nimm dir einen Moment Zeit. Reflektiere die Situation. Möchtest du etwas essen, weil du körperlich wirklich Hunger hast? Oder zeigt sich gerade ein Schmerz oder dergleichen, den du mit Essen kompensieren möchtest?

2. Das innere Selbstsabotageprogramm stoppen

Es kann sein, dass du für dich erkannt hast, dass du gerade einen Schmerz kompensieren möchtest. Nun wird dir dennoch dein inneres System weismachen wollen, dass du ruhig essen darfst, das ist doch nicht schlimm. Einmal ist keinmal. Ja, dein System wird sich Wege suchen, um sein Überleben zu sichern. Gehe diesem nicht auf dem Leim, denn ansonsten wird es eine never ending Story.

3. Was könnte für dich eine Lösung sein?

Wie du für dich erkannt hast, ist essen, um eigentliche Emotionen zu verdrängen keine Lösung. Im Gegenteil. Du wirst dich nach einer Fressattacke noch mieser fühlen und dich dann abwerten, dass du wieder zu schwach warst. Oh, ich kenne das alles und ich hatte das Gefühl, da niemals herauszukommen.
Überlege dir bitte, wie du das Problem an der Wurzel lösen kannst.

4. Selbstliebe ist ein wichtiger Schlüssel

Wenn du Essen willst, obwohl du keinen Hunger hast, ist Hunger schon einmal nicht das Problem. Somit ist essen bei schmerzhaften Emotionen auch nicht die Lösung. Es ist wichtig, dass du eine liebevolle Beziehung zu dir selbst aufbaust. Das beinhaltet deine Überzeugungen über dich selbst ausfindig zu machen. Nimm dir regelmäßig Zeit, um in dich hineinzuspüren, was sich für Gefühle zeigen wollen. Drücke nichts weg, denn vor Gefühlen kannst du nicht davonlaufen. Fühle und finde die eigentliche Ursache hinter deinem Gefühl.

Zusammengefasst

Menschen bekämpfen gerne die Folgen durch eine Diät nach der anderen. Sie kontrollieren die Kalorienzufuhr und beziehen sich ausschließlich auf die Eingrenzung des Symptoms, das Essen. Es wird ein kurzzeitiger Erfolg verbucht. Langfristig ist dieses Verhalten jedoch häufig kontraproduktiv, denn wenn wir wieder mit dem Auslösereiz konfrontiert werden, droht es schnell zu kippen und wieder in das alte Essverhalten zurückzukehren. Dadurch wird das Hamsterrad erneut in Gang gesetzt.

Wenn du dem emotionalen Essen ein für alle Mal den Kampf ansagen möchtest, ist es wichtig der Ursache auf dem Grund zu gehen. Zusätzlich ist es wichtig, sich seinen Emotionen und den dahinterliegenden Verletzungen zuzuwenden. Auf diesem Wege kannst du mehr und mehr ein gesundes Essverhalten entwickeln und dem Körper nur dann Essen geben, wenn er wirklich danach verlangt und nicht, wenn der Kopf es dir einreden will.

Dein Leben ist wertvoll und verdient es, in Freude gelebt zu werden

Hilfe, um toxische Beziehungen zu verarbeiten und dir zu einem starken ICH zu verhelfen, erhältst du bei mir.

Ich freue mich auf dich.
Von Herz zu Herz, deine Martina