Podcast#150 – Erinnerungslücken in und nach toxischen Beziehungen
Dadurch, dass toxische Beziehungen geprägt sind von emotionalem Missbrauch, Manipulation, wie Gaslighting und Silent Treatment und Kontrolle, können Erinnerungslücken in diesem Kontext auftreten. In toxischen Beziehungen können traumatische Ereignisse oder langanhaltender emotionaler Stress auftreten, die zu Erinnerungslücken führen können. Es ist wichtig zu verstehen, dass diese nicht außergewöhnlich sind und Teil der psychologischen Verteidigungsmechanismen des Gehirns sein können.
Diese Mechanismen dienen dazu, das individuelle Wohlbefinden und die psychische Stabilität zu erhalten. Betroffene Personen können so besser mit stressigen oder traumatischen Erfahrungen umgehen. Ebenfalls sorgen diese Verteidigungsmechanismen auch dafür, dass bestimmte Aspekte der Realität verzerrt oder verdrängt werden. Eine gesunde Verarbeitung von Traumata beinhaltet oft die Arbeit an diesen Verteidigungsmechanismen, um sie zu erkennen und alternative Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Es ist wichtig zu beachten, dass Erinnerungslücken individuell sind und von Person zu Person unterschiedlich sein können. Es ist auch möglich, dass mit der Zeit und durch den Heilungsprozess Erinnerungen allmählich zurückkehren oder klarer werden können. Auch die sogenannten Flashbacks nach toxischen Beziehungen sind ein häufiges Symptom einer posttraumatischen Belastungsstörung oder anderen traumabedingten Störungen. Flashbacks sind intensive und überwältigende Erinnerungen an traumatische Ereignisse, die sich anfühlen, als ob sie in der Gegenwart geschehen. Sie können von intensiven Emotionen, körperlichen Sensationen und dem Gefühl begleitet sein, die Kontrolle zu verlieren. Auf das Thema Flashback werde ich im weiteren Verlauf noch eingehen.
Nun ist es erst einmal wichtig zu verstehen, warum wir innerhalb toxischer Beziehungen und auch nach der Trennung noch oftmals mit Erinnerungslücken zu tun haben. Ich erlebe es selbst in Erstgesprächen, dass der betroffenen Person Erinnerungen an die schmerzhafte Erfahrung ihrer toxischen Beziehung fehlen. Ich kenne das noch aus meinen Erfahrungen der toxischen Beziehungen. So viele Dinge, die dort passiert sind, habe ich währenddessen und auch noch nach der Trennung, weit von mir abgespalten, denn ansonsten wäre ich hoffnungslos überfordert gewesen.
Warum treten Erinnerungslücken auf?
Es gibt verschiedene Gründe, warum Erinnerungslücken in toxischen Beziehungen und auch danach auftreten können. Traumatische Ereignisse wie körperliche Gewalt, sexueller Missbrauch oder emotionaler Missbrauch sind so unfassbar schmerzhaft, dass unser Gehirn als Schutzmechanismus Erinnerungen an diese Ereignisse blockieren, um das psychische Wohlbefinden zu erhalten. Durch Verdrängung werden unangenehme oder traumatische Erinnerungen aus dem Bewusstsein entfernt. Die Erinnerungen werden in das unbewusste verschoben, um den emotionalen Schmerz zu reduzieren. Auch dies kann zu Erinnerungslücken führen, bei denen bestimmte Ereignisse oder Details nicht zugänglich sind.
Zusätzlich kann es zu einem dissoziativen Zustand kommen. Dissoziation ist ein Zustand, in dem sich eine Person von ihren Gedanken, Emotionen oder Erinnerungen trennt. In toxischen Beziehungen kann Dissoziation als Überlebensmechanismus auftreten, um den Schmerz und die Angst vor dem Missbrauch zu verringern. Dies kann zu Erinnerungslücken führen, da das Gehirn die Erinnerungen an traumatische Ereignisse abspalten kann. Eigentlich ganz schön clever.
In toxischen Beziehungen wird Gaslighting, eine Form der Manipulation genutzt, um das Opfer zu schwächen und zu kontrollieren. Der Täter versucht das Opfer dazu zu bringen, seine eigenen Erinnerungen, Wahrnehmungen und Realitäten anzuzweifeln. Dies führt dann dazu, dass das Opfer die Realität anzweifelt und den eigenen Erinnerungen nicht mehr glaubt. Auch die Schuldumkehr wird von Narzissten genutzt, um das Opfer weiterhin zu schwächen. Toxische Beziehungen können zu kognitiven Verzerrungen führen, bei denen das Opfer Ereignisse anders interpretiert oder sich verfälscht erinnert, um den Schmerz oder die Unannehmlichkeiten zu reduzieren. Dies kann dazu führen, dass bestimmte Aspekte der Beziehung oder des Missbrauchs verzerrt oder sogar vergessen werden.
Auch das Rationalisieren ist ein Verteidigungsmechanismus, bei dem unangenehme Gedanken oder Handlungen mit scheinbar vernünftigen Erklärungen gerechtfertigt werden. Es dient dazu, das eigene Verhalten zu rechtfertigen und den emotionalen Konflikt zu reduzieren. So verbleiben wir in einer Illusionsblase, da es zu schmerzhaft ist, die Wahrheit anzuerkennen. Auch dadurch können Erinnerungslücken entstehen.
Toxische Beziehungen sind mit anhaltendem Stress und emotionaler Belastung verbunden. Langfristiger Stress kann die Gehirnfunktion beeinflussen, insbesondere das Gedächtnis. Chronischer Stress kann die Bildung neuer Erinnerungen erschweren und das Abrufen vorhandener Erinnerungen blockieren.
Erinnerungslücken sichtbar machen
Es kann eine herausfordernde Aufgabe sein, Erinnerungslücken aus einer toxischen Beziehung sichtbar zu machen. So viel sei schon einmal gesagt. Setze dich bitte nicht unter Druck, denn wenn deine Seele einfach noch nicht bereit ist sich zu erinnern, kannst du dieses nicht auf Zwang erreichen können. Es braucht sehr viel Feingefühl, um sich diesem Prozess zu öffnen.
Akzeptiere den Ist- Zustand, indem du die Erinnerungslücken erst einmal als das annimmst, was sie sind. Ein Schutz! Es ist wichtig, dich selbst zu validieren und zu verstehen, dass das Fehlen von Erinnerungen kein Zeichen von Schwäche ist, sondern ein normaler Schutzmechanismus des Gehirns. Suche dir im ersten Stepp Unterstützung bei vertrauenswürdigen Freunden, Familienmitgliedern oder Therapeuten. Ein unterstützendes Umfeld kann dir helfen, deine Erfahrungen zu verarbeiten und dich bei der Rekonstruktion von Erinnerungen zu unterstützen.
Mir hat zum Beispiel das Führen eines Tagebuchs enorm weitergeholfen. Darin konnte ich meine Gedanken, Gefühle und Erinnerungen festhalten. So habe ich täglich aufgeschrieben, was ich innerhalb der Beziehung erlebt habe, auch wenn die Erinnerungen bruchstückhaft oder vage waren. Das Aufschreiben hat mich darin unterstützt, Klarheit zu schaffen und verdrängte Erinnerungen zurückzurufen.
Was dir auch helfen kann, sind kreative Ausdrucksformen wie Kunst, Musik oder eben auch das Schreiben. Versuche deine Gefühle und Erfahrungen durch diese kreativen Medien auszudrücken und beobachte, ob dies neue Erinnerungen oder Einsichten hervorbringt. Ich selbst habe mir damals Unterstützung gesucht, da mich der Selbstheilungsprozess massiv überfordert hat. Ein Therapeut, Berater oder Coach, der sich auf Trauma oder toxische Beziehungen spezialisiert hat, kann dir dabei helfen die Erinnerungslücken zu erkunden und zu verstehen. Sie können dir Techniken, wie Traumaverarbeitung, kognitive Umstrukturierung und Achtsamkeitsübungen anbieten, um dich bei der Bewältigung der traumatischen Erfahrungen zu unterstützen.
Während des Prozesses der Erinnerungswiederherstellung ist es wichtig, auf dich selbst zu achten. Betreibe aktiv Selbstfürsorge, indem du gesunde Bewältigungsmechanismen anwendest, wie zum Beispiel regelmäßige Ruhepausen, körperliche Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf.
Bitte beachte dabei stets, dass das Wiedererlangen von Erinnerungen ein komplexer und individueller Prozess ist. Es kann einige Zeit dauern, bis Erinnerungen wieder auftauchen oder verarbeitet werden können. Sei geduldig mit dir selbst und gehe in deinem eigenen Tempo vor. Hier gibt es kein richtig oder falsch.
In der heutigen Podcastfolge bespreche ich mit dir unter anderem:
- Warum habe ich Erinnerungslücken?
- Wie kann ich wieder an Erinnerungen herankommen?
- Wie verarbeite ich meine Erinnerungen?
Flashbacks nach toxischen Beziehungen
Flashbacks sind normale Reaktionen auf traumatische Erfahrungen. Wichtig ist es, die Anzeichen eines Flashbacks, wie beispielsweise intensive Emotionen, körperliche Symptome oder das Gefühl, die Gegenwart zu verlieren, zu erkennen. In dem du die Flashbacks erkennst, kannst du beginnen sie zu bewältigen. Wenn du also einen Flashback erlebst, versuche dich auf deine gegenwärtige Umgebung zu konzentrieren. Benenne bewusst die Dinge, die du siehst, hörst und fühlst. Dies kann dir helfen, dich wieder mit der Realität zu verbinden und den Flashback allmählich abzuschwächen.
Achtsamkeit kann dir ebenfalls dabei helfen, dich wieder ins Hier und Jetzt zu zentrieren und die Intensität des Flashbacks zu reduzieren. Konzentriere dich auf deine Atmung, spüre den Boden unter deinen Füßen oder nutze andere Achtsamkeitsübungen, um deine Sinne zu beruhigen und dich zu erden. Finde individuelle Strategien, die dir helfen, dich während eines Flashbacks zu beruhigen. Dies kann Atemübungen, progressive Muskelentspannung, Meditation oder das Benutzen von beruhigenden Objekten umfassen. Experimentiere mit verschiedenen Techniken, um herauszufinden, was dir am besten hilft.
Wenn Flashbacks anhalten oder stark belastend sind, suche dir bitte professionelle Hilfe. Es erfordert Zeit und Geduld bei der Bewältigung von Flashbacks. Sei liebevoll und mitfühlend mit dir selbst und erkenne an, dass es ein Prozess ist, die traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten und aufzulösen. Mit der richtigen Unterstützung und Selbstfürsorge, wirst du Wege für dich finden, um mit Flashbacks umzugehen und dich auf deinem Weg der Heilung zu unterstützen.
Das Heilen von Erinnerungen an eine toxische Beziehung erfordert Zeit, Selbstfürsorge und Unterstützung. Erlaube dir, alle Gefühle zuzulassen, die mit der toxischen Beziehung verbunden sind, sei es Wut, Trauer, Angst oder Verwirrung. Akzeptiere, dass diese Gefühle Teil deines Heilungsprozesses sind und dass es in Ordnung ist, sie zu empfinden. Mach dich nicht fertig, wenn du mal Rückschritte machst. Sie gehören quasi zu deinem Heilungsweg dazu. Mal machst du Fortschritte, mal Rückschritte und am Ende heilst du dich Stück für Stück.
Hier kannst du dir diese Podcastfolge anhören:
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Von Herz zu Herz, deine Martina
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