Podcast#249 – Die eigenen Bedürfnisse aussprechen
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Die eigenen Bedürfnisse aussprechen – dieser Satz scheint so einfach, und doch ist er für viele Menschen mit einem tiefen inneren Widerstand verbunden. Die Fähigkeit sich selbst wahrzunehmen, die eigene Wahrheit zu erkennen und dann mutig in Worte zu fassen, ist ein Schlüssel zu einem erfüllten Leben. Und dennoch fällt es vielen schwer. Warum das so ist und wie du lernen kannst, deine Bedürfnisse klar zu benennen, erfährst du in diesem Beitrag.
In der heutigen Podcastfolge bespreche ich mit dir unter anderem:
- Unausgesprochene Erwartungen erkennen
- Verantwortung für das eigene Wohl übernehmen
- Eigene Bedürfnisse aussprechen ist ein gesunder Umgang
Warum wir verlernt haben, auf unsere Bedürfnisse zu hören
Viele von uns sind in einem Umfeld aufgewachsen, in dem es vor allem darum ging, „lieb“ oder „pflegeleicht“ zu sein. Vielleicht hast du gelernt, dass du mehr Zuwendung bekommst, wenn du wenig brauchst. Oder, dass Harmonie wichtiger ist als Ehrlichkeit. In solchen Systemen wurde nicht gefragt: Was brauchst du gerade, sondern vielmehr: Was erwarten die anderen von dir? Das Ergebnis: Wir verlieren den Kontakt zu uns selbst. Und wenn wir dann im Erwachsenenleben nach unseren Bedürfnissen gefragt werden, spüren wir – nichts. Oder zumindest keine klare Antwort. Stattdessen ein diffuses Gefühl von Unzufriedenheit oder Überforderung. Doch genau hier beginnt der Weg: mit der bewussten Frage: Was brauche ich gerade wirklich?
Der Ursprung des Schweigens
Die eigenen Bedürfnisse auszusprechen setzt voraus, dass wir sie überhaupt kennen. Für viele beginnt hier schon die erste Hürde. Wer in einem Umfeld aufgewachsen ist, in dem es wichtiger war, angepasst oder „pflegeleicht“ zu sein, der hat häufig verlernt, sich selbst zu spüren. Bedürfnisse wurden übergangen, relativiert oder gar nicht erst formuliert. Stattdessen galt es, Harmonie zu wahren, Erwartungen zu erfüllen oder möglichst wenig Raum einzunehmen. Das innere Leisewerden hat eine lange Geschichte. In einem solchen Kontext zu lernen, dass die eigenen Bedürfnisse nicht nur legitim, sondern auch wichtig sind, braucht Zeit und Mitgefühl mit sich selbst.
In dieser Phase ist es hilfreich, mit kleinen Fragen wieder in den Kontakt mit sich selbst zu kommen: Was brauche ich gerade? Was fühlt sich stimmig an? Was fehlt mir? Allein diese Fragen bewusst zu stellen, kann Türen öffnen. Und sie führen dich Schritt für Schritt zu mehr Selbstkontakt. Denn nur wer sich selbst spürt, kann auch beginnen, sich selbst zu vertreten. Das bedeutet konkret, im Alltag zu erkennen, wenn du etwas brauchst, es klar zu benennen – zum Beispiel „Ich brauche jetzt eine Pause“ – und diese Bitte respektvoll zu äußern. Es heißt auch, Nein sagen zu können, wenn dir etwas nicht guttut, und für dich einzustehen, ohne dich zu rechtfertigen. So setzt du Grenzen und sorgst für deine Stabilität und Sicherheit.
Eigene Bedürfnisse aussprechen – Warum Kommunikation so schwerfällt
Doch selbst wenn das Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse wächst, bleibt das Aussprechen häufig ein Stolperstein. Warum? Weil viele von uns gelernt haben, dass das Mitteilen von Bedürfnissen mit Ablehnung, Streit oder Liebesentzug verbunden ist. Vielleicht gab es Situationen in der Kindheit, in denen ein Wunsch als „zu viel“ oder „egoistisch“ abgetan wurde. Diese Erfahrungen prägen – oft unbewusst – bis ins Erwachsenenalter hinein. Wenn wir dann in Partnerschaften, Freundschaften oder beruflichen Beziehungen unsere Bedürfnisse kommunizieren wollen, mischen sich alte Ängste ein. Die Angst, nicht gehört zu werden. Die Angst vor Ablehnung. Oder gar die Angst, durch das Aussprechen etwas zu verlieren. Dabei ist genau das Gegenteil wahr: Nur was ausgesprochen wird, kann verstanden werden. Nur was geteilt wird, kann auch in Verbindung führen.
Unausgesprochene Erwartungen erkennen
Ein zentraler Schritt in der Entwicklung einer gesunden Bedürfnis-Kommunikation ist das Wahrnehmen – und zwar nicht nur im Innen, sondern auch in den subtilen Dynamiken zwischen uns und anderen. Viele von uns warten still auf Erfüllung. Wir hoffen, dass andere doch „merken“ müssten, was wir brauchen. Dass sie sensibel genug sind, unsere Wünsche zu erahnen, ohne dass wir sie laut aussprechen müssen. Dahinter steckt häufig die Hoffnung gesehen und verstanden zu werden, ohne sich verletzlich machen zu müssen. Doch diese unausgesprochenen Erwartungen sind tückisch. Ein praktischer Impuls, um sie bei sich selbst zu erkennen, ist, innezuhalten und auf Gefühle wie Enttäuschung, Frustration oder Unzufriedenheit zu achten – oft sind diese Indikatoren dafür, dass ein Bedürfnis nicht klar kommuniziert wurde. Frag dich: „Worauf habe ich eigentlich gehofft, ohne es gesagt zu haben?“ oder „Welche Erwartung habe ich still in mir getragen?“ Solche Fragen helfen, innere Muster zu erkennen und den Mut zu finden, diese Bedürfnisse künftig offen anzusprechen.
In Beziehungen kann dieses Muster zu wiederkehrenden Fallstricken führen. Ein Partner fühlt sich belastet, weil der andere ständig „unzufrieden“ scheint, aber nicht klar sagt, was fehlt. Oder Freundschaften zerbrechen, weil Bedürfnisse nicht klar benannt, sondern in Vorwürfen oder Schweigen verpackt werden. Das alles passiert nicht aus bösem Willen, sondern weil der Zugang zu einem offenen Ausdruck fehlt. Das zu erkennen, ist ein erster heilsamer Schritt. Wenn wir beginnen uns selbst zu fragen: „Habe ich es wirklich ausgesprochen?“ – dann betreten wir den Raum der Eigenverantwortung. Und aus diesem Raum heraus kann Beziehung gelingen: Ehrlich, lebendig und auf Augenhöhe.
Verantwortung für das eigene Wohl übernehmen
Die eigenen Bedürfnisse auszusprechen bedeutet, sich selbst ernst zu nehmen. Es ist ein Akt der Selbstachtung, ein Schritt in Richtung innerer Klarheit. Doch es bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen – für das, was wir brauchen, für das, was wir fühlen, und für das, was wir mit anderen teilen möchten. Verantwortung klingt oft nach Last, doch sie ist in Wahrheit eine Befreiung. Denn in dem Moment, in dem du beginnst, dich selbst klarer auszudrücken, ziehst du die Grenze zwischen dir und dem anderen auf eine neue Weise. Du gehst nicht mehr davon aus, dass jemand anders für dein Wohl zuständig ist – du erkennst, dass du es bist.
Das bedeutet nicht, dass du alles allein machen musst. Es bedeutet, dass du in Verbindung treten kannst, ohne dich selbst dabei zu verlieren. Dass du lernen darfst, dich mitzuteilen, ohne zu kontrollieren, wie der andere darauf reagiert. Kontrolle loslassen, ist ebenfalls ein Akt der Befreiung. Und dass du dich selbst dabei immer mehr kennenlernst. Verantwortung heißt auch: Zu spüren, wann ein Nein notwendig ist. Oder wann ein Ja eigentlich ein Vielleicht ist. Es heißt, Entscheidungen nicht aus Angst zu treffen, sondern aus Verbundenheit mit dir selbst.
Stabilität und Sicherheit aufbauen
Verantwortung für das eigene Wohl heißt auch, in sich selbst Stabilität und Sicherheit aufzubauen. Das bedeutet, innere Ressourcen zu entwickeln, die uns unabhängig machen von der ständigen Bestätigung durch andere. Wenn wir in uns selbst verankert sind, können wir in Beziehungen präsent sein, ohne uns zu verlieren oder toxische Dynamiken zuzulassen. Wir erkennen frühzeitig, wann unsere Grenzen überschritten werden, und handeln entsprechend.
Ein praktischer Schritt in der Selbstverantwortung ist, regelmäßig innezuhalten und zu reflektieren: Was brauche ich gerade? Was tut mir gut? Wo fühle ich mich unwohl oder übergangen? Solche Fragen helfen, eine klare Verbindung zu sich selbst aufzubauen und die Grundlage für ehrliche und offene Kommunikation zu schaffen. Verantwortung zu übernehmen ist kein Zeichen von Egoismus, sondern von Selbstliebe und Respekt – gegenüber sich selbst und anderen. So gestalten wir Beziehungen, die auf Vertrauen, Klarheit und gegenseitiger Achtung beruhen und in denen echte Nähe wachsen kann.
Zwischen gesunder Erwartung und überhöhter Forderung
Viele Frauen stellen sich die Frage: Ist das zu viel, was ich mir wünsche? Gerade wenn wir beginnen, unsere Bedürfnisse klarer wahrzunehmen und auszusprechen, taucht diese Unsicherheit auf. Die Sorge, zu fordernd zu sein, zu anstrengend, zu viel zu wollen – besonders in Beziehungen. Und doch: Bedürfnisse zu haben, ist menschlich. Sie zu äußern, ist ein Zeichen emotionaler Reife. Die Frage ist nicht, ob du zu viel bist – sondern ob das Gegenüber bereit ist, dir auf Augenhöhe zu begegnen.
Es gibt jedoch einen schmalen Grat zwischen einem gesunden Ausdruck von Bedürfnissen und der Erwartung, dass der andere all unsere inneren Lücken füllen soll. Wenn wir beginnen, unser Wohl dauerhaft vom Verhalten des anderen abhängig zu machen, geraten wir in eine Dynamik der Überforderung – sowohl für uns selbst als auch für den anderen. Dann sind unsere Bedürfnisse weniger ein Ausdruck von Verbundenheit, sondern ein Versuch, etwas im Außen zu kompensieren, was uns innerlich fehlt.
Eigene Bedürfnisse aussprechen ist ein gesunder Umgang
Ein gesunder Umgang zeigt sich darin, dass du deine Bedürfnisse teilst, ohne die Verantwortung für ihre Erfüllung komplett beim anderen zu lassen. Es bedeutet, dass du in Kontakt trittst – aber nicht erwartest, dass dein Gegenüber dich „rettet“ oder deine innere Leere füllt. Nähe entsteht dort, wo beide Seiten sich zeigen dürfen – ohne Druck, ohne Erpressung, ohne Angst vor dem „zu viel“. Letztlich ist es ein Prozess der Selbstklärung: Welche Bedürfnisse sind essentiell für mein Wohl? Welche entspringen alten Wunden? Und wie kann ich mit beidem liebevoll umgehen – in mir selbst und in meinen Beziehungen?
Toxische Beziehungen sind zum Beispiel ein Ausdruck ungesunder Dynamiken und viele Frauen neigen dazu, sich selbst zurückzustellen und auf Verständnis oder Veränderung beim anderen zu hoffen. Doch echte Veränderung beginnt immer bei dir. Grenzen setzen ist immens wichtig, mehr Unabhängigkeit in Beziehungen leben ebenfalls und innere Stabilität und Sicherheit aufbauen ist ein weiteres Tool, um dir einen Raum zu erschaffen, in dem echte Verbindung möglich wird – ohne dich selbst zu verlieren.
Eigene Bedürfnisse aussprechen ebnen den Weg zurück zu dir
Die eigenen Bedürfnisse auszusprechen ist keine Technik, sondern ein innerer Weg. Ein Weg, der dich lehrt, dich selbst wieder zu fühlen, dir zu vertrauen und dich auszudrücken – auch wenn es unbequem ist. Du wirst auf diesem Weg vielleicht alte Muster erkennen, Ängste spüren, Scham durchleben. Doch du wirst auch erfahren, wie viel Kraft darin liegt, dich selbst ernst zu nehmen. Wie viel Frieden entsteht, wenn du nicht länger wartest, sondern handelst. Und wie viel Tiefe möglich ist, wenn du Beziehungen aus einer klaren, selbstbestimmten Haltung gestaltest. Beginne in kleinen Schritten. Mit einer ehrlichen Antwort. Mit einem einfachen Satz. Mit dem Mut, dich zu zeigen. Es lohnt sich – für dich und für die Menschen, mit denen du wirklich in Verbindung treten möchtest.
Von Herz zu Herz, deine Martina
Für Heldinnen

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