Warum immer ich?

Heute schreibe ich über das sensible Thema der Opferhaltung nach toxischen Beziehungen. Wenn du gerade ganz frisch raus bist aus deiner toxischen Beziehung, empfehle ich dir, diesen Beitrag zu einem späteren Zeitpunkt zu lesen. Meine Worte könnten dich zu sehr triggern. Ich habe selbst fünf toxische Beziehungen geführt und weiß, wie es sich anfühlt, sich aus solch einer Beziehung gelöst zu haben. Der Albtraum hört ja nicht mit der Trennung auf, im Gegenteil, danach geht es erst so richtig los.

Für mich war es anfänglich sehr erschreckend, mich als Opfer einer toxischen Beziehung zu erkennen. Bis zu diesem Zeitpunkt hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass mir so etwas einmal passiert. Es war schwierig für mich, mich aus dieser Haltung zu lösen. Schließlich habe ich nicht mein Einverständnis dafür gegeben emotional missbraucht zu werden. Für mich gab es nur einen Schuldigen! Der Narzisst!

So verschlang ich einen Beitrag nach dem anderen über Narzissten und toxische Beziehungen. So ziemlich jeder Beitrag bestätigte mir meine Opferhaltung und es war erst einmal wie Balsam auf meiner Seele. Es tat mir gut auf Gleichgesinnte zu treffen. Ich fühlte mich verbunden und in meinem Schmerz gesehen. Somit hatte ich das Gefühl, nicht alleine zu sein. So vergingen mehrere Wochen, bis zu jenem Video, das mich per „Zufall“ finden sollte. Wenn du mich jetzt schon ein wenig länger kennst, ist dir sicherlich bekannt, was mir dieses Video sagen sollte. „Das Leben schickt dir so lange dieselbe Lernaufgabe, bis du sie löst.“ Ich kann mich noch erinnern, als wäre es gestern gewesen. Ich lag völlig paralysiert in der Badewanne und es stockte mir der Atem. Erst wenige Wochen zuvor zerbrach meine fünfte toxische Beziehung und ich fragte mich durchgängig: „Warum passiert mir das immer wieder?“ Die Antwort sollte mich durch dieses besagte Video erreichen.

Ich vergesse deshalb niemals dieses Schlüsselerlebnis, weil es für mich bedeutete, mich aus der Opferhaltung meiner toxischen Beziehungen zu befreien. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie schwierig es sein kann sich davon zu lösen und wieder die Kontrolle über sein eigenes Leben zu erlangen. In diesem Beitrag gebe ich dir mehrere Hilfestellungen, wie du dich ebenfalls aus der Opferhaltung befreien kannst.

Einmal Opfer - immer Opfer?

Einmal Opfer – immer Opfer?

Natürlich musst du nicht für immer das Opfer sein und bleiben. Eine Person, die in der Vergangenheit Opfer von Missbrauch oder Trauma geworden ist, bleibt nicht zwangsläufig immer ein Opfer. Obwohl traumatische Erfahrungen im Leben schwerwiegende Auswirkungen haben können, gibt es sehr viele Menschen, die in der Lage sind, sich von diesen Erfahrungen zu erholen und ein erfülltes Leben zu führen.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der Heilungsprozess ein individueller und oft schwieriger Weg ist. Es kann Zeit, Unterstützung und harte Arbeit erfordern, um sich von den Auswirkungen der traumatischen Erfahrungen zu erholen. Es ist auch wichtig zu akzeptieren, dass die Auswirkungen einer traumatischen Erfahrung in einigen Fällen möglicherweise langfristig oder sogar lebenslang sind.

Letztendlich hängt es von der Person selbst ab, wie sie ihre Erfahrungen interpretiert und wie sie sich darauf bezieht. Es ist möglich, aus der Opferhaltung herauszukommen und ein erfülltes Leben zu führen, aber es erfordert oft ein gewisses Maß an Selbstreflexion, Selbstliebe und die Bereitschaft Unterstützung anzunehmen und Veränderungen vorzunehmen.

Mir ist es wichtig zu erwähnen, dass es in diesem Beitrag weder um Schuldzuweisungen oder um Schuldumkehr bezüglich des Opfers geht. Ich möchte mit meinem Beitrag dazu einladen, die Perspektive zu verändern, um seinen eigenen inneren Frieden zu erreichen. Der Narzisst ist dadurch nicht von seiner Verantwortung seiner missbräuchlichen Taten befreit. Dafür müsste er zur Rechenschaft gezogen werden, was leider selten passiert. Meine Unterstützung liegt darin, dir aufzuzeigen, wieviel Macht tatsächlich in dir steckt. Ich kenne beide Welten. Die Welt, in der ich die Haltung hatte, dass der Narzisst für mich ewig der Schuldige bleibt und jetzt in der Welt, in der ich mir meine Macht der Eigenverantwortung zurückgeholt habe. Ich bevorzuge definitiv die jetzige Welt.

Selbstreflexion nach toxischer Beziehung

Nach einer toxischen Beziehung kann Selbstreflexion eine wichtige Rolle bei der Bewältigung und Heilung der emotionalen Wunden spielen. Hier sind einige Schritte, die dir bei der Selbstreflexion nach einer toxischen Beziehung helfen können:

Nimm dir Zeit für dich selbst

Zur Verarbeitung der traumatischen Erfahrung, ist es wichtig sich Zeit zu nehmen, um sich von der Beziehung zu erholen und über die Erfahrungen nachzudenken. Sich Zeit für sich selbst zu nehmen, kann auch dabei helfen, wieder Vertrauen in sich selbst aufzubauen. Doch setze dich damit nicht unter Druck. Es kommt alles zur richtigen Zeit zu dir, dann, wenn du wirklich bereit bist, noch tiefer in deine emotionalen Wunden einzutauchen.

Reflektiere über die Beziehung

Das Reflektieren über die Beziehung und über das, was schiefgelaufen ist, ist ein weiterer Schritt, der aus der Opferhaltung befreit. Frage dich, was du in der Beziehung gelernt hast und welche Verhaltensmuster du erkannt hast. Reflektiere auch darüber, welche Erwartungen du an die Beziehung hattest.

Vermeide Schuldzuweisungen

Vermeide Schuldzuweisungen an dich selbst oder an andere. Stattdessen konzentriere dich darauf, was du aus der Beziehung gelernt hast und wie du in Zukunft gesunde Beziehungen aufbauen könntest. Schuldzuweisungen binden dich weiterhin an deine toxische Beziehung und die Macht behält der Narzisst zusätzlich.

Prüfe deine eigenen Bedürfnisse

Frage dich selbst, was du innerhalb einer Beziehung brauchst, um dich geliebt zu fühlen und welche Bedürfnisse in deiner toxischen Beziehung nicht erfüllt wurden. Prüfe, ob deine Erwartungen realistisch waren oder ob eher die kindlichen unerfüllten Bedürfnisse im Vordergrund standen. Darin liegt ein wesentlicher Unterschied.

Wie befreie ich mich aus der Opferhaltung?

Es ist kein leichter Prozess, sich nach all den traumatischen Erfahrungen, aus der Opferhaltung zu befreien. Dennoch möchte ich es nicht versäumen dir Schritte mit an die Hand zu geben, um deine Denkweise ändern zu können und vor allem wieder Kontrolle über dein Leben zu erlangen. Hier sind einige Schritte, die du vornehmen kannst:

Akzeptiere deine Gefühle

Es ist völlig normal, nach einer toxischen Beziehung schmerzhafte Gefühle wie Wut, Traurigkeit und Verwirrung zu empfinden. Gebe dir selbst die Erlaubnis, diese Gefühle zu spüren, zu fühlen, sie zu akzeptieren und somit auch loslassen zu können. Nur du hast die Macht und die Verantwortung für deine Gefühle. Niemand anderes kann dir deinen Schmerz nehmen, außer du selbst.

Reflektiere über die Beziehung

Überlege dir bitte, was passiert ist und welche Rolle du in der Beziehung gespielt hast. Es ist so wichtig, dass du dir darüber bewusstwirst, dass du nicht alleine für das Scheitern der Beziehung verantwortlich bist. Die Selbstreflektion dient dir dazu, deine Verhaltensmuster zu erkennen, um diese verändern zu können und somit auch gesündere Beziehungen führen zu können.

Übernehme Verantwortung

Niemand kann dir deine schmerzhaften Gefühle nehmen oder verändern. Das kannst nur du ganz alleine. Deine schmerzhaften Gefühle werden einzig und alleine durch deine Gedanken, Bewertungen und Verurteilungen ausgelöst. Je nachdem welche Gedanken du zu einer ganz bestimmten Situation oder zu einem Menschen hast, lösen diese Gedanken bestimmte Gefühle aus, aus denen du dann deine Entscheidungen triffst und Handlungen vornimmst. Es ist nicht die Situation oder ein Mensch, der für deine Gefühle verantwortlich ist. Erkennst du, wieviel Macht tatsächlich in dir steckt?

Suche dir professionelle Hilfe

Eine Therapie oder Beratung oder auch ein Coaching kann dir dabei helfen, die traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten und Strategien zu entwickeln, um wieder Kontrolle über dein eigenes Leben zu erlangen. Ein professioneller Therapeut oder Berater kann ebenfalls unterstützend wirken, indem negative Gedankenmuster erkannt werden und dir dabei Hilfe geboten wird, gesündere Wege zu finden, um deine eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Du musst nicht alles alleine schaffen und stark sein.

Setze dir Ziele

Lege dir kleine Ziele fest, die du erreichen möchtest. Dies kann dir dabei helfen, deine Motivation und deinen Selbstwert zu steigern und dir ein Gefühl der Kontrolle und Sicherheit zu geben.

Umgebe dich mit positiven Menschen

Verbringe Zeit mit Menschen, die dich darin unterstützen und ermutigen, deine Ziele zu erreichen. Vermeide im besten Fall Menschen, die dich weiterhin in eine Opferhaltung drängen und dich sogar daran hindern, vorwärtszukommen.

Betreibe Selbstfürsorge

Tue Dinge, die dir Freude bereiten und achte auf deine körperliche und emotionale Gesundheit. Nimm dir Zeit für dich selbst und achte darauf, was du tatsächlich brauchst, um dich zu erholen und wieder mit frischer Energie aufzuladen.

Vergebung hilft, um aus der Opferhaltung zu kommen

Vergebung hilft, um aus der Opferhaltung zu kommen

Ja, Vergebung kann ein wichtiger Schritt sein, um aus der Opferhaltung herauszukommen. Wenn du in einer toxischen Beziehung warst, kann es schwer sein, der Person zu vergeben, die dir Schmerzen und Leid zugefügt hat. Sehr viele Menschen verstehen den Prozess der Vergebung völlig falsch und deuten ihn in eine Richtung des Schönredens der traumatischen Erfahrung. Aber Vergebung bedeutet nicht, dass du das Verhalten der Person akzeptierst oder vergessen sollst, was passiert ist. Das funktioniert sowieso nicht. Vielmehr geht es darum, sich von dem emotionalen Schmerz zu befreien, der durch die Situation verursacht wurde und Frieden mit der Vergangenheit zuschließen.

Vergebung kann auch helfen, schmerzhafte Emotionen wie Wut, Groll oder Rache Gefühle loszulassen und stattdessen Raum für positive Gefühle wie mit Gefühl, Empathie und Liebe zu schaffen. In dem du vergibst, kannst du auch deine eigenen Gedanken und Gefühle besser verstehen und lernen, sich selbst und auch anderen zu vergeben. Müssen musst du natürlich überhaupt nichts. Das entscheidet wirklich jeder für sich.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Vergebung ein Prozess ist, und Zeit braucht. Es kann schwierig sein alleine zu vergeben. Unterstützung von einem Therapeuten oder einem Vertrauten zu suchen, kann Linderung herbeiführen und unterstützend in diesem Prozess sein. Vergebung kann eine transformatierende Erfahrung sein und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Befreiung von der Opferhaltung.

Zusammengefasst

Indem du die Verantwortung für dich und dein Leben übernimmst, kannst du aufhören, dich als Opfer deiner Umstände zu sehen und stattdessen aktiv handeln, um dein Leben zu gestalten, das du dir wünschst. Du kannst lernen, aus deinen Erfahrungen die Lektionen zu wandeln, anstatt in ihnen gefangen zu bleiben.

Eigenverantwortung bedeutet auch, dass du die Macht hast, deine Einstellung und deine Gedanken zu ändern. Indem du die Verantwortung für deine Gedanken und Gefühle übernimmst, kannst du lernen deine negativen Gedankenmuster und Überzeugungen zu erkennen und zu ändern, die möglicherweise dazu beitragen, dass du in der Opferhaltung bleibst.

Vielleicht findest du das ungerecht, dass du jetzt so viel tun musst, damit es dir wieder gut geht und der Narzisst macht so weiter wie bisher. Auch diese Haltung kannst du natürlich behalten, jedoch trägt sie dazu bei, dich weiterhin als Opfer zu sehen und somit machtlos der Situation gegenüberzustehen. Viele bleiben an diesem Punkt stehen, weil es einfach sehr viel Arbeit ist und auch immer wieder unbequem, die volle Verantwortung für seine Gedanken, Gefühle, Entscheidungen und Handlungen zu übernehmen.

Aus einer höheren Perspektive heraus gesehen, ist Eigenverantwortung ein kraftvolles Werkzeug, um aus der Opferhaltung herauszukommen und ein erfülltes und glückliches Leben zu führen. Wie schön ist es bitte, dass du dein Leben selbstbestimmt gestalten kannst und nicht darauf angewiesen bist, dass sich der Narzisst bei dir entschuldigt, damit du dich besser fühlst?

Dein Leben ist wertvoll und verdient es, in Freude gelebt zu werden.

Hilfe, um toxische Beziehungen zu verarbeiten und dir zu einem starken ICH zu verhelfen, erhältst du bei mir.
Ich freue mich auf dich.
Von Herz zu Herz, deine Martina