Immer wieder Enttäuschungen in Datingprozessen

Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Frauen, mal hier und mal dort, sehr schmerzhafte Erfahrungen in der Liebe gemacht haben. Wochenlanger Liebeskummer, der ein normales Leben fast unmöglich machte. Trotz alledem stehen die Frauen wieder auf und geben die Hoffnungen an eine romantische Liebe nicht auf.

Ich mag folgende Metapher sehr gerne: Es ist ein verregneter Sonntagnachmittag, alles grau in grau und der Fernseher gibt auch eher ein bescheidendes Ablenkungsmanöver her. Es macht sich Langeweile breit und es wurden schon sämtliche Kontakte auf dem Smartphone durchgescrollt. Doch niemand scheint Zeit zu haben. Was mache ich bloß? Zu der Langeweile überkommt uns dann im weiteren Verlauf die tiefe Einsamkeit. Da bietet sich doch hervorragend die Ablenkung auf einer Dating-App. Ruckzuck ist diese installiert und ein ansprechendes Profil erstellt. Es dauert nur wenige Sekunden und die ersten Likes ploppen auf. Die noch eben gefühlte Langeweile ist von jetzt auf gleich verschwunden. Die ersten Matches scheinen viel versprechend zu sein, denn immerhin haben wir uns für diesen Herren entschieden, wie er für uns.

Nach ein paar Mal hin und her Geschreibe, wird schnell auf Whatsapp gewechselt und ein heftiger Austausch an Nachrichten lässt uns die noch eben gefühlte Einsamkeit schnell vergessen. Wow, was für ein toller Mann! Er ist so wahnsinnig interessiert und wir spüren innerlich, dass hier etwas Wundervolles entstehen kann. Nach gefühlten fünfzig Nachrichten folgt dann das erste Telefonat und oftmals sind wir dann schon so sehr von der Coolness und Redegewandtheit unseres Gegenübers total angetan. Die ersten Dates folgen und alles verläuft wie im Traum. Ich kenne solche Datingprozesse zu genüge und muss gestehen, dass ich total auf die Männer stand, die lässig daherkamen. Sie wirkten auf mich sehr selbstbewusst und hatten einen sehr fragwürdigen Humor. Dennoch reizten mich genau diese Männer. Die Machos, die gefühlt jede Frau haben konnten. Was soll ich sagen? Es waren dann genau die Männer, mit denen ich dann toxische Beziehungen führte oder auf andere Art und Weise Herzschmerz erfuhr. Darauf gehe ich in diesem Blogbeitrag näher ein. Warum reizen uns die Männer, die uns im weiteren Verlauf einer Beziehung, wie Dreck behandeln? Was ist da los?

Scheinbar das perfekte Match

Mein Wunsch nach Nähe war schon immer sehr groß und somit kam es selten vor, dass ich längere Zeit Single war. Als das Zeitalter der Dating Apps eintrat, war das für mich die schnellste Möglichkeit, um wieder in Beziehung zu gehen. Männer, die nach außen hin eine gewisse Arroganz ausstrahlten, wirkten auf mich magnetisch. Ich war zu dem Zeitpunkt eher introvertiert und schüchtern und hab mich nicht wirklich getraut aus mir herauszukommen. Ich suchte nach wie vor den Retter und Erlöser im außen und fand ihn in den unnahbaren Männern. Sie zeigten sich cool und lässig und am Anfang noch sehr verbindlich. Sie strahlten eine gewisse Sicherheit aus, die mir in dem Moment genau das gab, was für mich alleine unerreichbar schien. Ich wertete mich durch ihre scheinbar unerschütterliche Stärke auf und war richtig stolz auf mich, wenn sich dieser Mann für eine Beziehung mit mir aussprach.

Am Anfang bemühten sich diese Partner auch sehr um mich und gaben mir das Gefühl von Geborgenheit. Dieses jedoch flaute schon nach mehreren Wochen ab und die ersten Abwertungen kamen zum Vorschein. Auf einmal war ich nicht mehr die Traumfrau in deren Augen, sondern lediglich der Dreck unter ihren Fingernägeln. So beschrieben es zumindest einige Männer, mit denen ich zusammen war. Gerade, während ich diese Zeilen niederschreibe, wird mir noch mal mehr bewusst, mit welch bedürftigen Absichten, ich zum damaligen Zeitpunkt in Partnerschaften gegangen bin. Alleine fühlte ich mich unvollständig und ich hatte das Gefühl mein Leben kaum zu bewältigen.

Ich projizierte meine Wertlosigkeit auf potenzielle Partner. Unbewusst habe ich mir die Bestätigung meiner Existenz in diesen Männern gesucht. Für mich war es sehr interessant zu beobachten, dass die Männer, die ernsthaftes Interesse an mir bekundet haben, sofort von mir aussortiert wurden. Sie waren für mich langweilig und fielen eher in die Kategorie „Freundschaft.“ Sie waren immer für mich da und ich konnte sie zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen. Das war bei den Männern, die emotional eher distanziert waren, nicht der Fall. Sie haben ihr eigenes Ding gemacht und wenn sie dann mal Zeit für mich fanden, konnte ich mich sehr glücklich schätzen. Es waren genau die Männer, die ich von mir überzeugen wollte und bei denen ich Tausende von Masken aufgesetzt habe. In jede erdenkliche Rolle bin ich geschlüpft, nur um Ihnen zu gefallen. Das war bei den anderen Männern, die beständig Interesse an mir bekundeten nicht so. Bei denen war ich so, wie ich bin. Warum laufen wir den Männern hinterher, die kaum Interesse an uns haben? Und warum interessieren wir uns nicht für diejenigen, die uns wirklich Sicherheit geben, indem sie beständig an unserer Seite sind?

Scheinbar das perfekte Match

Nun kommt der wichtigste Teil dieses Blogbeitrages. Um auch tatsächlich sein Beuteschema verändern zu können, ist es ist wichtig sein eigenes Bindungssystem zu verstehen. Bei mir war es so: Sobald ich mit einem emotional nicht verfügbaren Mann oder Narzissten zusammen kam, wurde unbewusst mein ängstliches Bindungsmuster aktiviert. Das zeigte sich dann darin, dass meine Gedanken ununterbrochen darum kreisten, die Nähe zum Mann aufzubauen oder wiederherzustellen.

In Datingprozessen verlief es folgendermaßen ab. Nur, wenn ich eine starke Anziehungskraft zu einem Mann verspürte, wurde dieser überhaupt interessant für mich. Mein Bindungsmuster war dann aktiv. Bei den „netten“ Männern war das nicht der Fall und so deutete ich mein gelangweilt sein völlig falsch. Erst die widersprüchlichen Signale, die mir emotional nicht verfügbare Männer entgegenbrachten, spornten mich dazu an, sie von mir zu überzeugen.

Halte ruhig mal einen Moment inne und reflektiere deine Anfänge deiner toxischen Beziehungen. Gab es eine hohe Anziehungskraft? Oder hattest du das Gefühl, dass dieser Mann dir sehr widersprüchliche Signale sendete? Warst du authentisch, sobald du einem Mann gegenübergesessen hast? Mir haben diese Fragen enorm weitergeholfen und vielleicht auch dir.

Der Grund, warum wir uns in die falschen Männer verlieben

Der Grund, warum wir uns in die falschen Männer verlieben

Ich gehe davon aus, wenn du meinen Blogbeitrag liest, dass deine Kindheit ebenfalls von schmerzhaften Erfahrungen geprägt war. Bei mir gab es einen alkoholkranken Vater und eine Mutter, die ständig damit beschäftigt war, die Alkoholsucht zu kontrollieren. Es ging bei uns brutal zu im Elternhaus und ich war ständig in Angst, denn ich wusste nie, was als Nächstes passiert. Gewalt war ein ständiger Begleiter und emotionale Vernachlässigung ebenfalls. Ich habe es niemals kennengelernt, wirklich für mein Sein geliebt zu werden. Stattdessen wuchs ich mit Abwertungen und physischer und psychischer Gewalt auf.

Was ich aus meinen Erfahrungen schlussfolgerte

  • Nähe bedeutet Gefahr
  • Ich kann niemandem vertrauen
  • Ich bin nicht gut genug
  • Ich bin nicht wertvoll
  • Ich bin nicht liebenswert
  • Ich muss um Liebe kämpfen

Die Liste ließe sich ewig lang fortführen. Erkennst du dich hier wieder? Und genau aus diesen Überzeugungen heraus datest du. Da wird noch mehr in deinem Unterbewusstsein abgespeichert sein, was dazu führt, dass du dich immerzu in die falschen Männer verliebst. Erst, wenn du in diesen Punkten getriggert wirst, wird ein Mann für dich interessant. Es ist quasi dein Unterbewusstsein, was perfekt mit einem Narzissten matsched, da er ähnliche Verletzungen in seinem Unterbewusstsein abgespeichert hat. Und eure Prägungen machen das Ganze anfänglich so vertraut. Liebe ist das nicht.

Die Beziehung, die uns unsere Eltern uns vorgelebt haben, nehmen wir als unsere Wahrheit an. Wir speichern diese tief in unserem Unterbewusstsein ab und leben aus diesen Kindheitserfahrungen als Erwachsene ebenfalls solche Beziehungen. Man nimmt in spätere Beziehungen immer frühe Kindheitserfahrungen mit. War ein Elternteil oder vielleicht auch beide, eher distanziert und nicht in der Lage, eine vertrauensvolle und wertschätzende Bindung aufzubauen, so ist man es gewohnt, dass eigene Bedürfnisse nicht wichtig waren und Nähe und Geborgenheit nicht erfüllt wurden. So verlieben wir uns als erwachsene Frau zum Beispiel in Partner, die schwer zu kriegen oder emotional distanziert sind. Oftmals geht ein eher geringer Selbstwert voraus und man traut den eigenen Gefühlen nicht über den Weg und klammert sich dadurch sehr stark an Männer, die eher weniger in eine Verbindung investieren.

Die eigenen Bindungsängste bewusst machen

Wenn ich mein eigenes Bindungsmuster nicht erkenne, so werde ich immerzu die gleichen schmerzhaften Erfahrungen machen. Die eigene Bindungsangst sitzt so tief im Unterbewusstsein, dass es für viele schwer wird, sie als solche zu erkennen. Ich bin selbst nicht an alle Muster alleine herangekommen. Es brauchte dafür eine neutrale Person, die meine blinden Flecken in die Sichtbarkeit brachte. Erst dann war ich vollständig in der Lage, an meinen tiefsitzenden Ängsten zu arbeiten.

Zusammengefasst

Kann man diese Muster verändern? Ja, denn dahinter verbirgt sich immer ein Selbstwertproblem, das dennoch angegangen werden kann. Du kannst dein Selbstwert aufbauen und stabilisieren. Dabei kann dir eine Therapie oder auch ein Coach helfen. Diese erkennen unbewusste Mechanismen, die einem selbst kaum zugänglich sind. Gemeinsam kann dann daran gearbeitet werden, das Selbstwertgefühl zu stärken. Auf diese Weise ist es dann möglich, erfüllendere Partnerschaften zu führen. Gib auch den netten Männern eine Chance und sortiere diese nicht gleich aus. Oftmals sind es genau die Männer, die uns dann am Ende ganz tief im Herzen erreichen und mit denen wir dann glücklich sein können.

Dein Leben ist wertvoll und verdient es, in Freude gelebt zu werden.

Hilfe, um toxische Beziehungen zu verarbeiten und dir zu einem starken ICH zu verhelfen, erhältst du bei mir.
Ich freue mich auf dich.
Von Herz zu Herz, deine Martina