Podcast - Narzissmus und toxische Beziehungen. Neue Folge online.

Podcast#174 – People Pleaser – Die unsichtbaren Lasten

22. Dezember 2023

People Pleaser tragen unsichtbare Lasten, die so auf dem ersten Blick nicht erkennbar sind. Der Begriff „People Pleaser“ bezieht sich auf Menschen, die dazu neigen, es anderen recht machen zu wollen und oft ihre eigenen Bedürfnisse hintenanstellen. Ein People Pleaser ist ein unendlich genügsamer Mensch, der rund um die Uhr so ziemlich alles dafür tut, dass es den anderen gut geht, während er selbst praktisch nichts braucht. Für einen People Pleaser ist es wichtig, dass sich alle um ihn herum wohlfühlen, bestens versorgt sind und jeder Wunsch erfüllt wird. Seine eigenen Bedürfnisse nimmt ein People Pleaser nicht wahr oder sie sind ihm schlichtweg egal. Nur die anderen zählen. Toxische Beziehungen sind in der Regel keine Seltenheit für diese Personen.

Oftmals wird ein People Pleaser in der Öffentlichkeit als sehr angenehm wahrgenommen als jemanden, der besonders nett, zuvorkommend und wahnsinnig hilfsbereit ist. Doch wenn man hinter die Fassade schaut, wird schnell klar, dass hinter diesem Verhalten meist sehr viel mehr steckt als es vielleicht den Anschein hat. Hinter People Pleasing steckt die unbewusste Sucht nach Lob, Anerkennung, Wertschätzung und das Gefühl gebraucht zu werden. Bevor ich tiefer in diese Thematik eintauche, möchte ich vorwegsagen, dass hinter dem Verhalten der Versuch steckt, irgendwie zu überleben.

People Pleaser getarnt als Sonnenschein der Nation

Ich selbst war lange Zeit der Sonnenschein der Nation. Auf der Arbeit war ich die Lieblingskollegin und auch bei meinen Vorgesetzten war ich sehr beliebt. Wie es in mir aussah, wusste zu diesem Zeitpunkt kaum jemand. Ich war eine Meisterin der Tarnung, ein Sonnenschein, die zu allen freundlich, überaus engagiert und rund um die Uhr verfügbar war. Gab es mal wieder eine On/off Schleife mit irgendeinem Mann, war ich stets die Person, die auch nachts um 2 Uhr losfuhr, um ihm die Füße zu massieren. Heute nicht mehr vorstellbar, damals völlig selbstverständlich.

Ich fühlte mich als People Pleaser für alles und jeden verantwortlich und machte es wirklich jeder Person recht. Ob mir diese vertraut war oder nicht, war mir völlig egal. Ich machte darin keinen Unterschied. Nichts war ein Problem für mich, denn nach Lösungen zu suchen fiel mir relativ leicht. In meinem Sprachgebrauch gab es das Wort „Nein“ für mich nicht. Ich sagte Ja, auch wenn ich physisch und psychisch schon völlig am Ende war oder meine Ressourcen vollständig aufgebraucht waren. Ich war quasi grenzenlos und erkannte meine Hilfsbereitschaft und meine Freundlichkeit nicht etwa als das, was sie in Wirklichkeit waren. Manipulation!

People Pleaser sind ein gefundenes Fressen für Narzissten 

Aufgrund dieses Verhaltensmusters war ich ein gefundenes Fressen für all diejenigen, die auf der anderen Seite der Nahrungskette standen. Diese Menschen hatten kein Problem damit, andere für ihre eigenen Zwecke zu instrumentalisieren oder zu benutzen. Da ich all dieses schon aus meiner Kindheit kannte und dieses mir sehr vertraut war, habe ich auch keinen Verdacht geschöpft. Für Narzissten war ich ein gefundenes Fressen, da sie komplett die Kontrolle über mich einnehmen konnten, ohne dass ich auch nur im Ansatz dazu bereit gewesen wäre, eine Grenze zu ziehen. Ich war grenzenlos und sah es als Normalität an, meine Unterstützung rund um die Uhr zur Verfügung zu stellen. Ich habe mich aus meinem Überlebensmodus als People Pleaser komplett unterworfen. Das Traurige daran war, dass es für mich total normal war.

Podcast#174 - People Pleaser – Die unsichtbaren Lasten

People Pleaser – Die unsichtbaren Lasten

Menschen mit dem Muster des People Pleasers neigen dazu, bestimmte Verhaltensweisen zu zeigen, die darauf abzielen, die Zustimmung und Zufriedenheit anderer zu gewinnen. People Pleaser haben oft Schwierigkeiten damit Nein zu sagen, selbst wenn es für sie bedeutet den Kürzeren zu ziehen. Sie neigen dazu, die Bedürfnisse anderer über ihre eigenen zu stellen. Personen mit diesem Muster strengen sich besonders an, es allen recht zu machen. Dieses Verhaltensmuster wird auf Dauer eine unsichtbare Last. Was steckt wirklich hinter dem Verhalten von People Pleasern? Warum neigen manche Menschen dazu, ihre eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen und ständig nach Zustimmung zu suchen?

Vielleicht erkennst du dich hier in meinen Worten wieder, wenn ich dir von meiner Zeit als People Pleaser berichte. Ich tat stets das, was ein braves Mädchen ebenso macht. Über schmerzhafte Situationen sprach ich kaum, denn ich wollte niemanden mit meinen Problemen belasten. Solange ich gelobt wurde und für meine Bemühungen Anerkennung erfuhr, war meine kleine Welt in Ordnung. Doch bekam ich Kritik von außen, konnte ich in Bruchteilen von Sekunden komplett kollabieren. Kritik fühlte sich für mich an, als würde ich in kleine Fetzen gerissen werden. Jahrelang behauptete Ich, dass ich kein Problem damit hätte. Das Gegenteil war der Fall. Sobald ich negative Kritik erhielt, zerbrach ich mir tagelang den Kopf darüber, wie ich das beim nächsten Mal umgehen kann. Erkennst du dich hier wieder? In dem Moment, wo ich kein Lob und Anerkennung erhalten habe, sondern negatives Feedback, reagierte ich nicht etwa mit Wut- oder Tobsuchtsanfällen, sondern zog mich in mein Schneckenhaus zurück, irgendwie zum Sterben.

Null Kritikfähigkeit von People Pleasern 

Achtung an dieser Stelle! Triggergefahr! Dadurch, dass ich mich unermüdlich anstrengte, ob auf der Arbeit, in meinen Freundschaften oder auch in meinen Liebesbeziehungen, erhoffte ich mir auch stets positive Zustimmung zu erhalten. Kam es dann anders und die gegenüberliegende Person erwähnte, wie sehr ich sie enttäuscht habe, brach ich zusammen. Es war ein Stich in der Herzgegend, der mich zum Erliegen brachte. Es fühlte sich an, wie Sterben, jedes Mal aufs Neue. Wie war es möglich, dass es trotz meiner Bemühungen einfach nicht reichte? Warum scheiterte ich immer wieder? Warum war ich niemals gut genug? Fragen über Fragen! Ich brauchte jedes Mal Tage, um mich von diesem Schlag zu erholen.

Das Dilemma von People Pleasern ist zudem, dass sie sich unentwegt Lob und Anerkennung wünschen. Wenn sie Wertschätzung und schöne Worte erhalten, tun sie es schnell ab, oder glauben das Gesagte nicht. Sie sehnen sich nach Bestätigung und können diese gleichzeitig gar nicht annehmen. People Pleaser verinnerlichen schon sehr früh, wie sie sich verhalten müssen, um in ihrem Lebensraum existieren zu können. Jeder People Pleaser war auch einmal ein kleines Kind, als es diese Strategie für sich entwickelte. Es war ein Ausweg, um irgendwie einigermaßen durch sie Kindheit zu kommen. Narzissmus entsteht in der Regel auch durch traumatische Ereignisse. Fliehen konnten diese kleinen Geschöpfe nicht.

Entstehung von People Pleasing 

Dadurch, dass ich mit unberechenbaren und emotional instabilen Eltern aufgewachsen bin, musste ich es unbedingt vermeiden, zusätzliches Öl ins Feuer zu gießen, wenn die Stimmung zu Hause schon sehr angespannt war. Die Konsequenzen wären unvorstellbar gewesen, denn Prügel hätten auch gleichzeitig den Tod bedeuten können. Das konnte niemand vorhersehen. Es war so grausam in der Kindheit. Das Zeigen oder auch nur Empfinden von Wut, war in meiner Familie undenkbar. Ich war gezwungen, mich still zu verhalten und all meine Energie darauf zu lenken, meine Eltern bei Laune zu halten. Ich stellte meine Bedürfnisse hintenan und war stattdessen das lustige, liebe und brave Mädchen, das sich mehr und mehr unsichtbar machte, um zu überleben.

Ich schlussfolgerte für mich, dass Wut zu empfinden und zu zeigen gefährlich ist. Für Lob, Liebe und Anerkennung muss man etwas tun und sich ganz doll anstrengen. Dieses Muster lebte ich bis vor ein paar Jahren noch exakt so, wie ich es in der Kindheit erlernt hatte. Mein Vater kritisierte mich ständig. Egal, ob ich Landessiegerin in meiner Lehre wurde, auch hier gab es noch Kritikpunkte zu finden. Als heranwachsende Frau war es schon unerträglich, dem Gefühl ausgesetzt zu sein, wieder nicht genug gegeben zu haben. Wie muss es wohl als Kind gewesen sein? Ich hatte schon in der Kindheit keinen Raum für meine eigenen Bedürfnisse. Wie sollte ich als People Pleaser dann überhaupt ein Gespür dafür entwickeln? Unmöglich!

People Pleaser haben kein Gespür für die eigenen Bedürfnisse

People Pleaser haben kein Gespür für die eigenen Bedürfnisse

Ich kann mich nicht erinnern, dass mich meine Eltern jemals gefragt haben, was ich emotional brauche. Auch wie ich mich fühle, war ihnen anscheinend egal. Ich wurde versorgt, dreimal am Tag Essen und vielleicht mal eine Süßigkeit zwischendurch. Doch eine Umarmung oder ein liebevolles Wort, kam niemals über ihren Lippen. Meinen Eltern kam es niemals in den Sinn, dass ich noch etwas anderes hätte gebrauchen können, als nur „versorgt“ zu werden. Ich war irgendwie nonstop damit beschäftigt, meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu verdrängen und mich stattdessen um die Bedürfnisse meiner Eltern, insbesondere meiner Mutter zu kümmern. Dementsprechend gab es keine eigenen Grenzen.

Erst mit ungefähr 40 Jahren wurde mir mehr und mehr bewusst, dass ich meine Wünsche äußern, beziehungsweise welche haben darf. „Bin ich dann nicht zu egoistisch?“ Diese Frage stellte ich mir dann, nachdem mir klar wurde, dass es Bedürfnisse in mir gibt. In so vielen Jahren zuvor ließ ich es zu, dass meine Grenzen überschritten wurden. Stillschweigend nahm ich es hin, ohne, dass es mir bewusst war. Mein unbewusster Schmerz, den ich gekonnt unterdrückte, spürte ich schon. Diesen Schmerz kannte ich schon aus der Kindheit, auch wenn ich dafür keine richtigen Worte finden konnte.

People Pleaser machen nicht alles selbstlos 

Nicht alle People Pleaser handeln manipulativ. Vielmehr kann das Verhalten eines People Pleasers oft aus tief liegenden Ängsten, Unsicherheiten und dem Wunsch nach Zustimmung und Akzeptanz basieren. Aber irgendwie macht es die Sache an sich auch nicht schöner, oder?

In der heutigen Podcastfolge besprechen wir mit dir unter anderem:

  • Die Last der People Pleaser!
  • Ist die Kindheit die Ursache von People Pleasing?
  • Was kann ich tun, um mein Muster zu ändern?

Sind People Pleaser selbstlos oder manipulativ?

Ich finde, diese Frage lässt sich nicht eindeutig mit Ja oder Nein beantworten. Kann man von Kalkül sprechen, wenn einem das eigene Muster doch gar nicht bewusst ist? Also, mir war es lange Zeit nicht bewusst, dass People Pleasing eine Überlebensstrategie aus meiner Kindheit war. Trotz alledem gab es Verhaltensweisen in mir, die nicht so selbstlos waren, wie ich es dachte zum damaligen Zeitpunkt. Somit war es wichtig, für exakt dieses Muster die Verantwortung zu übernehmen und in die Auflösung zu bringen.

In einigen Fällen könnten People Pleaser ihre eigenen Bedürfnisse unterdrücken und dann indirekt ihre Unzufriedenheit oder Frustration ausdrücken oft in passiv-aggressiver Weise. „Ja, ja, ist schon alles gut!“ Doch gar nichts ist gut und das spürt das Gegenüber auch. People Pleaser könnten unbewusst erwarten, dass seine Bemühungen, es anderen recht zu machen, zu bestimmten Belohnungen und Gegenleistungen führen, auch wenn ein People Pleaser dieses niemals offensichtlich äußern würde. Manchmal kann das People Pleasing- Verhalten darauf abzielen, die Zustimmung des Gegenübers zu gewinnen, um das eigene Selbstwertgefühl zu stärken. Es ist eine subtile Form der Selbstmanipulation.

Wie löse ich mich vom People Pleasing-Verhalten? 

Das Loslassen von People Pleasing kann eine herausfordernde, aber wichtige Reise zur Selbstentwicklung sein. Wichtig ist, dass du sehr geduldig und mitfühlend in dieser Zeit mit dir umgehst. Ein Überlebensmodus aus der Kindheit, lässt sich mitunter nicht von jetzt auf gleich verändern. Nimm dir Zeit, deine eigene Biografie einmal durchzugehen. Wie war deine Kindheit für dich? Wie hast du die Zeit mit deinen Eltern erlebt? Wie haben deine Eltern auf dich reagiert, wenn du deine Gefühle gezeigt hast? Mit welchen Ängsten hattest du zu tun? Welche Strategien hast du entwickelt, um diese Schmerzen und Ängste nicht zu fühlen? Verstehe, warum du dazu neigst, es anderen Recht machen zu wollen, und identifiziere mögliche Ursachen dieses Verhaltens.

Reflektiere über deine eigenen Bedürfnisse, Werte und Grenzen und notiere dir, wie du zukünftig diese in deinen Alltag integrieren kannst. Rufe dir bitte ins Bewusstsein, dass jeder Mensch für sich selbst verantwortlich ist und es nicht dein Business ist, die Probleme anderer Menschen zu lösen. Stärke dein Selbstbewusstsein, indem du deine eigenen Stärken, Talente und Werte erkennst. Dies hilft dir, unabhängiger von der Zustimmung anderer zu werden. Lerne, klare und gesunde Grenzen zu setzen, und erkenne an, dass ein Nein zu einem Menschen oder einer Situation, immer auch ein Ja zu dir ist.

Akzeptanz von Imperfektion und Ablehnung

Akzeptiere, dass nicht jeder immer mit dir einverstanden sein wird oder dich schätzen wird. Lerne mit Ablehnung umzugehen, ohne dein Selbstwertgefühl daran zu binden. Verbessere deine Kommunikationsfähigkeiten, um klar und respektvoll deine Meinungen und Bedürfnisse auszudrücken. Offene Kommunikation kann dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden. Kommuniziere auch dann weiterhin klar und deutlich, auch wenn das Ergebnis nicht gleich das ist, was du dir gewünscht hast. Erlaube dir selbst, nicht perfekt zu sein und akzeptiere, dass Fehler und Unvollkommenheiten ein natürlicher Teil des Lebens sind. Setze realistische Erwartungen an dich selbst und somit auch an andere. Eine professionelle Unterstützung kann dir dabei helfen, tiefere Einblicke in die Ursachen deines People Pleasing-Verhaltens zu erhalten und dir effektive Strategien zur Veränderung bieten. Selbstliebe wird ein wichtiges Element deiner Veränderung beinhalten. Bedenke, dass dieser Prozess in kleinen Steps gut zu gehen ist. Überfordere dich nicht und sei gut zu dir.

Hier kannst du dir diese Podcastfolge anhören:

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Ich freue mich auf dich.
Von Herz zu Herz, deine Martina

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