Podcast#178 – Wovor haben Narzissten Angst?
Wovor haben Narzissten Angst? Tragen sie überhaupt Ängste in sich oder sind sie tatsächlich so selbstsicher, wie sie sich oftmals in der äußeren Welt präsentieren? Narzissmus ist eine komplexe Persönlichkeitsstörung, die oft von Selbstherrlichkeit und einem tiefen Bedürfnis nach Bewunderung geprägt ist. Doch was passiert, wenn wir einen Blick hinter die selbstsichere Fassade werfen? Welche Ängste verbergen sich hinter dem selbstverliebten Auftreten von Narzissten? Ich möchte in diesem Beitrag einen genaueren Blick auf die verborgenen Ängste werfen, die Narzissten möglicherweise erleben, wenn sie mit den Herausforderungen des Lebens und zwischenmenschlichen Beziehungen konfrontiert werden.
Narzissten geben nach außen ein sehr selbstbewusstes Bild ab. So zumindest die offensichtlichen Narzissten. Bei den verdeckten Narzissten verhält es sich noch mal ein wenig anders. Sie wirken eher introvertiert und verschlossen, dennoch sehr charmant und charismatisch. Es kann vorkommen, dass sich Narzissten noch zu Beginn einer Beziehung verletzlich zeigen, jedoch nicht mit der Intention eine ernsthafte Beziehung anzustreben. Vielmehr dient es als manipulative Taktik, um dich an sie zu binden. Narzissten geben nur selten einen Einblick in die Ängste, denn es würde sie angreifbar machen, was sie unbedingt vermeiden möchten. Was sind die wahren Ängste von Narzissten und wie beeinflussen sie ihr Verhalten?
Unterschiede zwischen dem offenen und verdeckten Narzissten
Offensichtliche Narzissten zeigen oft ein selbstbewusstes und selbstgefälliges Auftreten. Sie neigen dazu, ihre Überlegenheit offen zur Schau zu stellen, ganz nach dem Motto: „Hier komme ich!“ Sie haben oft ein dominantes und kontrollierendes Verhalten in sozialen Situationen. Sie streben nach Führung und erwarten Bewunderung von anderen. Die offensichtlichen Narzissten präsentieren ihre Erfolge und Qualitäten oft auf sehr auffällige Weise. Sie neigen dazu großspurig über ihre Leistungen zu sprechen. Auch wenn sie manchmal empathisch erscheinen können, haben sie dennoch oft Schwierigkeiten damit, sich wirklich in die Gefühle anderer hineinzuversetzen. Offene Narzissten haben tendenziell Schwierigkeiten, ihre eigenen Fehler oder Schwächen zuzugeben. Sie sind weniger selbstkritisch und neigen dazu, die Schuld auf andere zu schieben.
Im Gegensatz zu offenen Narzissten können verdeckte Narzissten mit Selbstzweifeln und Unsicherheiten kämpfen. Ihr Selbstbewusstsein ist oft deutlich fragiler, und sie können ängstlicher in Bezug auf ihre eigene Selbstwahrnehmung sein. Verdeckte Narzissten verbergen ihre Überlegenheitsgefühle oft besser und zeigen nicht so offensichtlich ihre Dominanz. Sie können nach außen hin bescheiden erscheinen, während sie innerlich nach Bewunderung streben. Ein sehr deutliches Anzeichen von verdecktem Narzissmus ist, dass sie sich permanent als Opfer von Umständen oder anderen Menschen darstellen. Sie nutzen ihre scheinbare Schwäche, um Unterstützung und Mitgefühl zu gewinnen. Statt offene Konfrontation setzen verdeckte Narzissten auf passiv-aggressive Verhaltensweisen, um ihre Ziele zu erreichen. Sie verschleiern oftmals ihre wahren Absichten.
Wozu dienen Ängste überhaupt?
Ängste sind evolutionär bedingt Emotionen, die dazu dienen, den Organismus vor potenziellen Gefahren zu schützen. Sie haben im Laufe der menschlichen Evolution eine adaptive Funktion entwickelt, um das Überleben und Wohlbefinden zu fördern. Ängste fungieren als ein Warnsystem, das den Organismus auf potenzielle Bedrohungen aufmerksam macht. Dies ermöglicht es dem Individuum, schnell auf Gefahren zu reagieren und angemessene Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Das dient nicht nur Narzissten, sondern auch uns. Angst löst physiologische Reaktionen aus, die den Körper auf eine mögliche Bedrohung vorbereiten. Diese umfassen eine erhöhte Herzfrequenz, gesteigerte Atmung und die Freisetzung von Stresshormonen. Die erlebten Reaktionen bereiten den Körper darauf vor, entweder zu fliehen oder sich der Gefahr zu stellen (Fight-or-Flight-Reaktion).
Ängste tragen dazu bei, dass Individuen sicher und in ihrer Umgebung überlebensfähig bleiben. Die emotionale Reaktion auf potenzielle Gefahren fördert eine vorsichtige Herangehensweise an unbekannte oder potenziell bedrohliche Situationen. Durch die Verknüpfung von emotionalen Reaktionen mit bestimmten Erfahrungen unterstützt die Angst den Lernprozess. In dem man sich an schmerzhafte oder gefährliche Situationen erinnert, kann man besser auf ähnliche Situationen in der Zukunft reagieren. Ängste helfen bei der Regulation von Verhalten, indem sie dazu beitragen, risikoreiches oder gefährliches Verhalten zu vermeiden. Dies trägt zur Aufrechterhaltung der körperlichen und psychischen Gesundheit bei.
Wovor haben Narzissten Angst?
Narzissten zeigen oft Anzeichen von Ängsten, wenn man mit vollem Bewusstsein diese Begegnung wahrnimmt. Diese Ängste können sich auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck bringen. Ein Narzisst selbst würde möglicherweise nicht zugeben, dass er Angst hat, da ein wesentliches Merkmal des Narzissmus, ein übermäßiges Selbstbewusstsein und ein Bedürfnis nach Bewunderung ist. Dennoch tragen Narzissten sehr viele Ängste in sich. Die Angst vor Zurückweisung oder Kritik, stellt eine sehr große Angst von Narzissten dar. In dem Moment, wo sie kritisiert werden, kann es passieren, dass sie in den Fight Modus gehen und Abwertung entgegenbringen. Ebenfalls kann es passieren, dass sie sich dann selbst aufwerten und andere behelligen.
Narzissten streben nach Kontrolle und Dominanz in Beziehungen und Situationen. Die Vorstellung, die Kontrolle zu verlieren, kann massive Ängste auslösen. Um diese Ängste zu umgehen, werden dann Manipulationstechniken wie Gaslighting, Schuldumkehr oder Liebesentzug genutzt, um wieder Kontrolle über die Gesamtsituation zu erhalten. Obwohl Narzissten oft nach Bewunderung streben, fürchten sie tiefgehende Beziehungen und emotionale Intimität. Sie haben Schwierigkeiten damit, sich emotional zu öffnen oder sich verletzlich zu zeigen. Narzissten sehen sich selbst als überlegen und einzigartig an. Die Vorstellung, dass andere sie in irgendeiner Weise übertreffen könnten, löst Ängste und Unsicherheiten aus.
Haben offene und verdeckte Narzissten die gleichen Ängste?
Obwohl offene als auch verdeckte Narzissten unter dem Dach des Narzissmus fallen, können ihre Ängste variieren. Die Angst von offensichtlichen Narzissten habe ich ihm schon beschrieben und möchte nun noch mehr auf den verdeckten Narzissten eingehen, welche Ängste ihn beherrschen. Verdeckte Narzissten haben eine sehr große Angst vor Enttarnung. Der Gedanke, dass andere ihre vermeintlichen Schwächen oder Unvollkommenheit erkennen, löst eine sehr große Angst in ihnen aus. Sie neigen dazu, sich selbst als Opfer zu inszenieren, um Mitgefühl und Unterstützung zu gewinnen. Die Angst könnte bestehen, dass ihre wahre Natur enthüllt wird und sie ihre Opferrolle verlieren und dadurch weniger Aufmerksamkeit und Mitgefühl erhalten.
Verdeckte Narzissten haben auch sehr häufig Angst vor der Selbstreflektion und vor dem Konfrontieren ihrer eigenen Unsicherheiten. Die Angst vor dem Erkennen ihrer eigenen Schwächen, könnte dann in dem Moment präsent sein. Sie umgehen häufig genau diesen Aspekt, um sich nicht mit den eigenen Unvollkommenheiten auseinander zu setzen. Natürlich ist es mir auch an dieser Stelle wichtig zu betonen, dass diese Ängste von Person zu Person variieren können und nicht alle offenen oder verdeckten Narzissten zwangsläufig die gleichen Ängste erleben. Zudem können sich die Ängste im Laufe der Zeit und in unterschiedlichen Situationen ändern. Ein tiefes Verständnis der individuellen Persönlichkeit und der zugrunde liegenden Ängste ist wichtig, um angemessen mit narzisstischen Verhaltensweisen umzugehen.
Verhaltensweisen von Narzissten, wenn sie Angst haben
Wenn Narzissten mit ihren Ängsten konfrontiert werden, kann dies unterschiedliche Reaktionen hervorrufen, abhängig von der Persönlichkeit des Narzissten, der Schwere seines narzisstischen Verhaltens und anderen individuellen Faktoren. Ein häufiges Verhalten von Narzissten ist die Verteidigung ihrer Selbstwahrnehmung und das Leugnen von Schwächen. Wenn sie mit Ängsten konfrontiert werden, versuchen sie die Schuld auf andere zu schieben, die Realität zu verdrehen oder die Bedeutung der Konfrontation zu minimieren und bagatellisieren. Aggressive Reaktionen sind ebenfalls keine Seltenheit, sobald Narzissten mit ihrer Angst konfrontiert werden. Dies kann sich in narzisstischer Wut, Angriffen auf andere oder den Versuch die Kontrolle zurückzugewinnen äußern.
Manche Narzissten ziehen sich auch zurück und versuchen der Konfrontation zu entkommen. Dies kann sich in einem emotionalen Rückzug, Schweigen oder physischer Isolation zeigen. In Ausnahmefällen kann die Konfrontation mit Ängsten Narzissten dazu veranlassen, selbstreflektierter zu werden. Dies könnte zu einem gewissen Bewusstseinswandel führen, der dazu beiträgt, negative Verhaltensweisen zu erkennen und anzugehen. Hier ist es jedoch wichtig anzumerken, dass die Schwere der Persönlichkeitsstruktur zwingend beachtet werden muss. Je mehr narzisstische Anteile vorhanden sind, umso weniger werden sich Narzissten reflektieren können. In einigen Fällen könnten sie mit verstärktem narzisstischem Verhalten reagieren, um sich vor der erlebten Bedrohung zu schützen. Dies kann sich in verstärkter Selbstherrlichkeit oder Manipulation äußern.
Welche Ursachen liegen narzisstischen Ängsten zugrunde?
Die narzisstische Angst, die bei sehr vielen Narzissten vorhanden ist, kann auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein, darunter psychologische, emotionale und entwicklungsbedingte Faktoren. Viele Narzissten haben in ihrer Kindheit Traumata, Vernachlässigung oder ungesunde Beziehungen zu den Eltern oder zu anderen wichtigen Bezugspersonen erlebt. Diese frühkindlichen Erfahrungen können zu tiefen, emotionalen Wunden führen, die später zu einer übermäßigen Abhängigkeit von externer Bestätigung und einer Angst vor Zurückweisung führen können. Hinter dem selbstbewussten und dominanten Auftreten von Narzissten, verbirgt sich oft ein geringes Selbstwertgefühl und tiefgreifende Unsicherheiten. Die Angst vor Ablehnung oder Kritik kann von einem starken Bedürfnis nach Bestätigung und Anerkennung begleitet sein.
Narzissten konstruieren oft ein idealisiertes Selbstbild, um ihre inneren Unsicherheiten zu kaschieren. Die Angst entsteht, wenn diese konstruierte Selbstwahrnehmung bedroht wird, sei es durch eigene Selbstzweifel oder externe Kritik. Ein Mangel an Empathie und Schwierigkeiten bei der Einfühlung in die Bedürfnisse und Gefühle anderer, können dazu führen, dass Narzissten Schwierigkeiten haben, stabile Beziehungen aufzubauen. Die Angst vor Ablehnung kann aus zwischenmenschlichen Herausforderungen resultieren.
Die Art und Weise, wie Narzissten als Kinder erzogen worden, kann eine Rolle spielen. Übermäßiges Lob ohne angemessene Anleitung oder zu strenge Kritik ohne ausreichende positive Bestätigung können zu emotionalen Problemen führen.
In der heutigen Podcastfolge besprechen wir mit dir unter anderem:
- Wovor haben Narzissten Angst?
- Gibt es unterschiedliche Ängste beim offenen und verdeckten Narzissten?
- Welche Ursachen liegen den Ängsten zugrunde?
Was kann ich als Partnerin tun?
Wenn du deine Partnerschaft (noch) nicht verlassen magst und dich fragst, was du als Partnerin tun kannst, wenn dein Narzisst mit seinen Ängsten konfrontiert wird, möchte ich dir Folgendes mitgeben:
Versuche empathisch für die emotionalen Bedürfnisse deines Partners offen zu sein. Erkenne an, dass Ängste existieren, auch wenn sie möglicherweise nicht offen ausgedrückt werden. Fördere eine offene und ehrliche Kommunikation. Spreche über deine eigenen Gefühle und ermutige deinen Partner dazu, sich ebenfalls zu öffnen. Sei dabei jedoch behutsam und einfühlsam.
Dennoch ist es auch wichtig klare Grenzen zu setzen und diese auch zu kommunizieren, welche Verhaltensweisen für dich akzeptabel sind und welche nicht. Narzisstisches Verhalten kann Grenzüberschreitungen beinhalten und egal ob der Narzisst ängstlich ist oder nicht, es ist wichtig, deine eigenen Bedürfnisse zu schützen.
Sei dir bitte bewusst darüber, dass Narzissten versuchen, ihre Ängste durch Manipulation oder Kontrollverhalten zu bewältigen. Halte dich an deine eigenen Prinzipien und lass dich nicht von manipulativen Taktiken beeinflussen. Angst hin oder her. Verständnis zeigen, alles super. Jedoch ist es wichtig, dass du dich niemals innerhalb der Beziehung verlierst. Du kannst deinem Partner Hilfe anbieten, doch für seine Probleme ist er selbst verantwortlich. In dem Moment, wo du ihn quasi das Problem abnehmen möchtest, wird gleichzeitig sein persönliches Vorankommen aufgehalten. Bitte bleibe bei dir und achte immer gut auf dich und deine Ressourcen. Suche dir gegebenenfalls Unterstützung, sei es durch Freunde, Familie oder eines Therapeuten oder Coach. Es kann hilfreich sein, mit jemanden zu sprechen, der Verständnis für deine Situation hat.
Hier kannst du dir diese Podcastfolge anhören:
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Von Herz zu Herz, deine Martina
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