Podcast#195 – Zwanghafte Selbstoptimierung! Wann bin ich gut genug?
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Die zwanghafte Selbstoptimierung ist ein sehr verbreitetes Phänomen in der heutigen Gesellschaft. In einer Welt, in der soziale Medien mit makellosen Bildern und Erfolgsgeschichten gefüllt sind, ist es einfach, sich von einem ständigen Drang nach Selbstoptimierung gefangen zu fühlen. Der Selbstoptimierungswahn kann ganz subtil beginnen. Haben wir toxische Beziehungen erlebt, kann es passieren, dass wir von der einer Sucht in die nächste geraten. Der Wunsch nach Kontrolle über unser Leben, kann in einem endlosen Zyklus von Vergleichen, Selbstkritik und unerreichbaren Standards ausarten. Der Druck „gut genug“ sein zu wollen, kann überwältigend sein und uns dazu verleiten, uns permanent infrage zu stellen.
In der heutigen Podcastfolge bespreche ich mit dir unter anderem:
- Wenn Persönlichkeitsentwicklung zum Zwang wird!
- Welche tiefgreifenden Auswirkungen hat der Selbstoptimierungswahn?
- Wie finde ich eine gesunde Balance?
Nach toxischen Beziehungen Persönlichkeitsentwicklung anstreben
Nach toxischen Beziehungen kann der Wunsch nach Persönlichkeitsentwicklung besonders stark sein, da solche Beziehungen oft tiefe emotionale Wunden hinterlassen und das Selbstwertgefühl beeinträchtigt wird. Man fängt an die Beziehungsdynamiken besser zu verstehen, sich selbst zu reflektieren, seine eigene Biografie zu hinterfragen und die eigenen Muster zu erkennen. Ich selbst habe es damals so für mich erlebt, nachdem ich meine letzte toxische Beziehung verlassen habe. Ich wollte nie wieder an den Ort zurückkehren, wo ich emotional und psychisch missbraucht wurde. Meine Sehnsucht nach einem erfüllenden Leben und einer starken Persönlichkeit war immens groß. Ich wollte weg vom Schmerz und hin zu einer authentischen und starken Frau.
Persönlichkeitsentwicklung kann, wenn man nicht gut auf sich achtet, auch genau ins Gegenteil umschlagen, wenn man zwanghaft an einer Selbstoptimierung arbeitet. Erst vergleicht man sich mit der Next, dann mit irgendwelchen wildfremden Menschen auf Social Media. Überall die perfekten Körper, die immerzu lächelnden Gesichter und Motivationsbeiträge, soweit das Auge reicht. Am Ende eines Tages fühlen wir dann wieder dieses Loch in uns, das uns leer und bedeutungslos zurücklässt. Die Angst vor einem Versagen, oder mit anderen nicht mithalten zu können, versetzt uns regelrecht in Angst. Manchmal kann der Zwang nach MEHR richtig krank machen. Man versucht die innere Unzufriedenheit wegzudrücken durch weitere Ziele, in der Hoffnung, dadurch Glück und Zufriedenheit zu finden.
Gesunde Persönlichkeitsentwicklung ist die Basis für ein starkes ICH
Gesunde Persönlichkeitsentwicklung ist ein fortwährender Prozess, der darauf abzielt, das volle Potenzial zu entfalten und ein erfülltes, authentisches Leben zu führen. Im Kern geht es dabei um die bewusste Entwicklung von Selbstakzeptanz, Selbstwert, Selbstbewusstsein und persönlichem Wachstum in verschiedenen Lebensbereichen. Ein wichtiger Aspekt gesunder Persönlichkeitsentwicklung ist die Selbstreflektion, bei der man seine eigenen Gefühle, Gedanken, Stärken und Schwächen betrachtet, um ein tieferes Verständnis für sich selbst zu entwickeln. Dies ermöglicht es, klare Ziele zu definieren, die im Einklang mit den eigenen Werten und Prioritäten stehen.
Außerdem umfasst eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung, auch die Fähigkeit, mit Herausforderungen und Rückschlägen umzugehen und aus ihnen zu lernen. Dies erfordert eine gewisse Resilienz und die Bereitschaft, sich gegenüber neuen Erfahrungen und Möglichkeiten zu öffnen. Das bedeutet, sich auf gesunder Weise mit anderen zu verbinden, gesunde Beziehungen aufzubauen und die Fähigkeit zu entwickeln, empathisch und ehrlich zu kommunizieren und Konflikte konstruktiv zu lösen. Es ist ein ganzheitlicher Prozess, der körperliche, emotionale, geistige und spirituelle Aspekte des Lebens umfasst. Eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung fördert ein Gefühl der Zufriedenheit und Erfüllung, indem sie die individuelle Entfaltung und das Wohlbefinden unterstützt.
Zwanghafte Selbstoptimierung und negative Auswirkungen
Die zwanghafte Selbstoptimierung kann verschiedene Lebensbereiche betreffen, da sie oft aus einem Streben nach Verbesserung und Erfolg resultiert. Man ist förmlich besessen davon, immer noch besser zu werden, weil es bedeuten könnte, noch mehr Anerkennung zu bekommen oder beliebter zu sein. Frauen mit einem niedrigen Selbstwertgefühl neigen eher dazu, Perfektion anzustreben. Sie buchen jeden neuen Kurs, der auf dem Markt kommt, in der Hoffnung darin den Schlüssel zur Erfüllung zu finden. Der Druck sich ständig verbessern zu müssen, ist immens. Ich selbst kenne diesen Druck aus vergangenen Tagen. In der heutigen wettbewerbsorientierten Arbeitswelt fühlen sich viele Menschen dazu gedrängt, ständig ihre beruflichen Fähigkeiten zu verbessern, ihre Leistungen zu steigern und nach beruflichem Aufstieg zu streben.
Der Drang nach Selbstoptimierung kann sich auch auf das körperliche Erscheinungsbild beziehen, sei es durch das Streben nach einem bestimmten Körperideal, die Teilnahme an Fitnessprogrammen oder kosmetischen Eingriffen. Dies kann zu einem obsessiven Streben nach äußerer Perfektion führen. Viele Menschen fühlen sich dazu gedrängt, ständig an sich selbst zu arbeiten und sich persönlich weiterzuentwickeln, sei es durch Selbsthilfebücher, Kurse, Seminare oder Workshops. Dies kann zu einem unersättlichen Hunger nach Selbstverbesserung und persönlichem Wachstum führen. Es gab Zeiten, da habe ich dieses auch gelebt. Die Angst, noch einmal in solch ein tiefes Loch zu fallen, wie ich es in toxischen Beziehungen erlebt habe, war einfach zu groß. Ich war getrieben von meiner Angst.
Selbstoptimierung kennt keine Grenzen
Der Zwang nach Selbstoptimierung kann auch Beziehungen betreffen, sei es durch den Wunsch, eine perfekte Partnerschaft zu führen, sich ständig weiterzuentwickeln, um den Partner zufrieden zu stellen, oder den Druck, eine erfolgreiche Beziehung zu führen, die den gesellschaftlichen Erwartungen entspricht. Auch auf den finanziellen Bereich kann sich der Drang nach Selbstoptimierung beziehen, durch das Streben nach finanzieller Unabhängigkeit, den Aufbau eines erfolgreichen Unternehmens oder den Erwerb von materiellem Wohlstand. Dies kann zu einem ungesunden Streben nach finanzieller Sicherheit und Wohlstand führen.
Auch der Bereich Gesundheit kann vom Zwang der Selbstoptimierung betroffen sein, wie zum Beispiel durch das Streben nach einem gesunden Lebensstil, die Teilnahme an Wellnessprogrammen oder die Vermeidung von Krankheiten. Dies kann zu einem obsessiven Streben nach körperlicher und emotionaler Gesundheit führen. Es ist so wichtig, für sich zu erkennen, dass ein unerbittlicher Drang nach Selbstoptimierung in jedem dieser Bereiche zu einem Ungleichgewicht im Leben führen kann. Ein ausgewogener Ansatz, der persönliche Zufriedenheit und Wohlbefinden fördert, ist entscheidend, um ein erfülltes und authentisches Leben zu führen. Wenn es von dem einen Extrem ins nächste geht, kann nicht mehr von einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung gesprochen werden. Es ist von allem zu viel und das Leben dreht sich 24/7 nur darum, noch besser zu werden.
Negative Auswirkungen vom Zwang nach Selbstoptimierung
Wenn es nur noch darum geht, besser zu werden, um das Gefühl von „ich bin nicht gut genug“ zu umgehen, kann das Leben schleichend in eine Abwärtsspirale führen. Der Zwang nach Selbstoptimierung kann so weit gehen, dass kleine Fehler oder Unvollkommenheiten als inakzeptabel empfunden werden. Der Fokus liegt so stark auf Verbesserung, dass die Fähigkeit zur Selbstakzeptanz und Selbstliebe verloren geht. Man kann sich selbst nicht mehr so akzeptieren, wie man im gegenwärtigen Moment ist und fühlt sich ständig unzulänglich. Der Zwang zur Persönlichkeitsentwicklung geht oft mit übermäßiger Selbstkritik, einher, bei der man sich selbst für vermeintliche Fehler oder Versäumnisse hart bestraft.
Die Selbstoptimierung kann in eine Richtung gehen, das soziale Beziehungen vernachlässigt werden, oder man sich von anderen isoliert, um mehr Zeit mit persönlicher Entwicklung und Selbstverbesserung zu verbringen. Die Auswirkungen können sich auch auf die körperliche und psychische Gesundheit auswirken, wie zum Beispiel Stress, Angstzustände, Schlafstörungen oder Erschöpfung. Man genießt nicht mehr das Leben und schafft es nicht, einfach mal im Moment zu sein. Man ist ständig damit beschäftigt, nach dem nächsten Ziel oder der nächsten Verbesserung zu suchen. Ich kenne das alles und weiß, wie es sich anfühlt. Wenn Persönlichkeitsentwicklung zu einem Zwang wird, ist es wichtig achtsam zu sein und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Fühl doch mal das Gefühl von „Ich bin nicht gut genug.“
Persönlichkeitsentwicklung darf Spaß machen
Wie ich es schon oft erwähnt habe, ist ja einer meiner Werte persönliches Wachstum. Ich liebe es sehr zu lernen, mehr von dem loszulassen, was mir nicht mehr dient und dadurch inneren Frieden zu erreichen. Dennoch habe ich eine Zeit lang übertrieben. Ich strebte auf unbewusster Ebene Perfektion an. Das sah dann folgendermaßen aus: Als spirituelle Frau trinkt man keinen Alkohol mehr und trägt auch nur noch bestimmte Kleidung. Man meditiert, räuchert die Wohnung aus und spricht nur noch wertschätzend miteinander. Ach ja, nicht zu vergessen, dass man stets positiv denken muss. Kaffeetrinken ist dann auch nicht mehr erlaubt, weil es ja wieder süchtig macht und man sicherlich nur vermeiden will, mal zur Ruhe zu kommen.
Ach Sch**ße, das ist mir zum Beispiel alles viel zu aufgesetzt und zu extrem. Mir fehlen hier die Leichtigkeit und Flexibilität. Natürlich gibt es gegen diesen Lebensstil nichts zu sagen, denn jeder darf so leben, wie er mag. Ich war eine Frau, die nach jeder schmerzhaften Erfahrung sofort den Fehler bei sich gesucht hat. „Habe ich etwas vergessen bei meinem letzten Wachstumsprozess? Was muss ich lernen, damit ich gut genug bin? Habe ich noch Ängste in mir, die ich jetzt auflösen muss?“ Ich war ständig damit beschäftigt irgendwo im Außen den Schlüssel zu suchen, damit ich endlich zufrieden bin. Was ist so verkehrt am Hier und Jetzt? Was ist so verkehrt daran, jetzt gerade so zu sein, wie man eben ist?
Eine gesunde Balance finden und den Selbstoptimierungswahn loslassen
Ich habe dir in den letzten Wochen oft davon erzählt, wie sehr ich mich in den letzten Monaten verändert habe. Den größten Gefallen, den ich mir machen konnte, war: Endlich mal mein Leben zu genießen, den Selbstoptimierungswahn loszulassen und stattdessen mich so anzunehmen, wie ich bin. Es war eine lange Reise, um an diesem Punkt anzukommen. Ich habe in den letzten 6 Monaten einen Wandel durchgemacht, der mich zu meiner Wahrheit führte. Zusätzlich habe ich für mich den Sinn des Lebens ganz neu definiert. Natürlich ist Persönlichkeitsentwicklung ein lebenslanger Prozess. Es darf Spaß machen sich weiterzuentwickeln, Neues auszuprobieren, Altes loszulassen und sein Leben voll und ganz zu genießen.
Erfüllung, inneren Frieden, Glück, Liebe und Freude erlebe ich genau in den Momenten, wo ich keinem Zwang unterliege. Ich entwickle mich stetig weiter. Daran hat sich nichts verändert. Was sich verändert hat, ist, schmerzhafte Prozesse so schnell wie möglich auflösen zu wollen. Manchmal habe ich keine Lust, meinen inneren Zustand zu verändern. Wenn ich mich mies fühle, dann ist das auch einfach mal so. Ich habe damit aufgehört, ein perfektes Bild nach Außen abgeben zu wollen und lebe stattdessen mein Ich, so, wie ich gerade bin. Ich bin jetzt 48 Jahre alt und mein Leben durchzog sich von permanenter Angst und Druck. Mir reichts! Ich bin aus diesem Hamsterrad ausgestiegen. Weißt du was? Seitdem fühle ich Stabilität, Sicherheit, Flexibilität, Freude, Dankbarkeit, Liebe, Ruhe, Vertrauen, inneren Frieden, Glück und Gelassenheit. Endlich! Es geht nicht darum besser zu werden, sondern mehr loszulassen von dem, was wir nicht sind.
Von Herz zu Herz, deine Martina
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