Was passiert hier?

Nach einer toxischen Beziehung spielt unser Nervensystem völlig verrückt. So viele unterschiedliche Emotionen durchströmen unser inneres. Hier kommt so vieles zusammen. Zum einen fühlen wir uns völlig zerstört und zum anderen ist die Sehnsucht nach dem Ex-Narzissten unfassbar groß. Mit dem Umfeld kann auch nicht wirklich darüber gesprochen werden, da die Auswirkungen einer toxischen Beziehung für Außenstehende kaum nachvollziehbar ist. Menschen, die solch eine traumatische Beziehung nicht erlebt haben, würden als erste Reaktion höchstwahrscheinlich ein Kopfschütteln aufzeigen, wenn du davon erzählst, dass du gegenüber dem Narzissten Mitleid empfindest.

Das Konzept von Mitleid mit dem Narzissten ist ein kontroverses Thema. Auf der einen Seite gibt es Menschen, die davon überzeugt sind, dass Mitleid eine angebrachte Reaktion auf das Verhalten von Narzissten ist, da es oft auf tief verwurzelten emotionalen Wunden und Unsicherheiten basiert. Auf der anderen Seite kann es so wirken, dass Mitleid mit einem Narzissten, es ihnen quasi erlaubt, ihr Fehlverhalten fortzusetzen, da es keine Konsequenzen hat.

Warum man ausgerechnet mit einem Narzissten Mitleid hat, darauf möchte ich in diesem Beitrag später genauer eingehen. Menschen verwechseln gerne Mitleid mit Mitgefühl. Jedoch sind es zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Mitleid impliziert, dass man vielleicht noch aus einer ungeheilten Verletzung, mit dem Täter mitleidet. Das bedeutet, dass man in manchen Fällen die Schuld oder Verantwortung für das Leiden der anderen Person auf sich selbst oder auf Umstände außerhalb der eigenen Kontrolle schiebt.

Dies kann dazu führen, dass man sich selbst von Verantwortung und Handlungsmöglichkeiten entbindet. Es kann auch ein Ausdruck des Wunsches sein, dem Narzissten in dieser schwierigen Situation zu helfen. In diesem Kontext kann Mitleid auch negative Auswirkungen haben, wenn es dazu führt, dass man die betroffene Person als minderwertig oder unfähig ansieht und sich selbst als überlegen sieht, die Lösung der Probleme zu sein. Hier spielt oftmals das ungeheilte innere Kind eine große Rolle.

Mitgefühl beinhaltet die Fähigkeit, die Perspektive der anderen Person zu verstehen und ihr empathisch zu begegnen. Mitgefühl bedeutet aber auch gleichzeitig empathisch sich selbst zu begegnen. Man kann der anderen Person mitfühlend entgegenkommen und Hilfe anbieten ohne selbst mitzuleiden. Man fühlt sich nicht überlegen, sondern begegnet dem anderen auf Augenhöhe.

Das Kuriose ist, dass der Narzisst nicht so leidet wie man selbst, nach einer gemeinsamen toxischen Beziehung. Er leidet vielleicht, weil er nun über dich die Kontrolle verliert. Mit romantischer Liebe oder Liebeskummer, wie du ihn empfindest, hat das sehr wenig zu tun. Er will überhaupt keine Hilfe oder Mitleid. Er will einzig und alleine die Kontrolle und die Macht und das ist wirklich wichtig zu verstehen.

Liegt die Ursache von Mitleid in der Kindheit?

Liegt die Ursache von Mitleid in der Kindheit?

Es gibt einige Theorien, die besagen, dass die Ursache von Mitleid mit Narzissten in der Kindheit liegen kann. In der Tat kann aufgrund von schmerzhaften Kindheitserfahrungen und emotionalen Verletzungen Mitleid entstehen. Vielleicht gab es ein Elternteil, dem es sehr schlecht ging und du dich in der Kindheit schon ohnmächtig gefühlt hast, weil du nicht helfen konntest. Du hast alles Erdenkliche getan, um das Leid zu erlösen. Doch natürlich lag diese Unterstützung überhaupt nicht in deinem Verantwortungsbereich. Ist diese tiefe Wunde noch nicht geheilt, wird sie in der Gegenwart immer wieder auf nahestehende Personen projiziert. Es wird dann quasi die Kindheit auf die gegenwärtige Situation projiziert, in der Hoffnung, dass es dieses Mal einen positiven Ausgang geben wird.

In dem Moment wird alles andere, was in der toxischen Beziehung so sehr verletzt hat ausgeblendet. Betrug, Manipulation durch Gaslighting, Abwertungen, Silent Treatment und all das, was so sehr geschmerzt hat, rückt in den Hintergrund. Das Mitleid ist so viel stärker und sorgt oftmals noch als Beschleuniger, auf Hooveringversuche einzugehen. So lässt sich noch besser erklären und verstehen, warum wir aufgrund von Kindheitserfahrungen und emotionalen Verletzungen, Mitleid für den Narzissten empfinden. Wir fühlen uns von anderen Menschen angezogen, die ähnliche Verhaltensmuster aufweisen wie die eigenen Eltern oder andere wichtige Bezugspersonen.

Ein Beispiel dafür wäre, dass eine Person, die in der Kindheit von ihren Eltern emotional vernachlässigt wurde, später im Leben möglicherweise von einem Narzissten angezogen wird, der emotional unreif und bedürftig ist. Dies liegt daran, dass die Person es gewohnt ist, emotional instabile Menschen um sich herum zu haben. Dennoch ist es auch wichtig zu beachten, dass nicht alle Menschen, die Mitleid mit einem Narzissten haben, eine traumatische Kindheit hatten. Es spielen so viele Faktoren hier mit hinein, die dazu führen können, Mitleid mit einer Person zu haben die emotional oder auch körperlich missbraucht. Letztendlich hängt es von der individuellen Situation ab, ob Mitleid mit einem Narzissten auf Kindheitserfahrungen zurückzuführen ist oder nicht.

Was kann ich tun, wenn ich Mitleid mit dem Narzissten habe?

Was kann ich tun, wenn ich Mitleid mit dem Narzissten habe?

Wenn du Mitleid mit einem Narzissten hast, ist es wichtig, dass du auf deine eigenen Gefühle achtest und dir darüber bewusstwirst, wie du diese Emotionen und dein Verhalten beeinflussen kannst. Mache dir bitte immer wieder klar, dass Mitleid nicht dasselbe ist wie Mitgefühl. Mitleid ist eine passive Emotion, die dazu führt, dass du in einer ungesunden Beziehung verbleibst, während Mitgefühl dazu führt, dass du deine eigenen Bedürfnisse schützt und klare Grenzen setzt.

Wenn du eine Beziehung zu einem Narzissten führst oder diese schon beendet ist, ist es wichtig ganz klare Grenzen zu setzen, um deine eigene geistige Gesundheit zu schützen. Das bedeutet auch, diese Beziehung vollkommen loszulassen und den Fokus auf deine eigene Genesung zu legen. Konzentriere dich darauf, für dich selbst zu sorgen und dir selbst die Liebe und das Mitgefühl zu schenken, wie du sie auch einem anderen Menschen zukommen lassen würdest. Dies kann beinhalten, regelmäßig Zeit für sich selbst zu nehmen, um die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Das kann sich am Anfang noch sehr befremdlich anfühlen, doch mit ein bisschen Training, wirst du darin immer besser und die Zeit mit dir alleine mehr und mehr genießen können.

Nimm dir wirklich Zeit, um zu heilen und dich von der Beziehung zu erholen. Bedenke, dass eine toxische Beziehung mit einer traumatischen Erfahrung einhergeht. Diese schlimme Erfahrung braucht sehr viel Geduld, um vollständig abschließen zu können. Schaffe dir eine Umgebung, die dir dabei hilft, dich zu entspannen und zu erholen. Verbringe Zeit in der Natur, mache Yoga oder Meditation, um deinen Körper und Geist zu beruhigen. Suche dir Unterstützung von Freunden, Familie oder auch in Form eines Therapeuten, Coach oder Berater. Es ist wichtig, mit jemanden zu sprechen, der dir zuhört, dich unterstützt und auch versteht.

Setze zukünftig klare Grenzen, um deine emotionalen und physischen Grenzen zu schützen. Lerne Nein zu sagen und setze Grenzen gegenüber Menschen, die dir schaden. Narzissten gehören definitiv dazu. Priorisiere Selbstfürsorge und mache dich zur Nummer Eins in deinem Leben. Es darf jetzt endlich mal um dich gehen, und zwar nur um dich. Wenn du auf dein Leben mal zurückschaust, wirst du wahrscheinlich erkennen, dass es zuvor immer um andere ging und sehr wenig und deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse.

Es braucht wirklich Zeit und ich weiß, wie schwer es gerade am Anfang ist, denn jede Sekunde fühlt sich wie 1 Stunde an und 1 Stunde wie ein ganzer Tag. Es wird mit der Zeit besser und du wirst immer besser darin, bei dir zu bleiben. Gib dir selbst den Raum, um zu wachsen und zu heilen.

Innere Kindheilung nach toxischen Beziehungen

Auch die innere Kindheilung ist ein wichtiger Aspekt nach toxischen Beziehungen, um die negativen Auswirkungen der Beziehung auf die eigene Psyche zu heilen. Das innere Kind bezieht sich auf den Teil unseres Unterbewusstseins, der unsere Kindheitserfahrungen speichert und beeinflusst, wie wir uns als Erwachsene fühlen und handeln.

Erkenne den Schmerz, den du aufgrund der toxischen Beziehung erlebt hast. Dieser Schmerz kann sich in Form von Trauer, Wut, Angst oder Scham zeigen. Versuche nachzuvollziehen, wo die ursächliche Wunde dieser schmerzhaften Emotionen entstanden ist. Wenn es dir möglich ist, durch fühle deine schmerzhaften Emotionen ganz bewusst und bejahend. Sollte dir dieses sehr schwerfallen oder dich sogar überfordern, empfehle ich dir professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das hat nichts mit Schwäche zu tun oder dergleichen.

Verbinde dich mit deinem inneren Kind, indem du dir vorstellst, dass du ihm gegenübersitzt oder in deinen Armen hältst. Versuche dir vor deinem inneren Auge vorzustellen, dass du ihm nun die Liebe und Aufmerksamkeit schenkst, die diesem kleinen Kind so sehr gefehlt hat. Halte es, tröste es und hilft ihm den Schmerz zu heilen.

Zusammengefasst

Toxische Beziehungen holen alle tiefen Abgründe der Vergangenheit noch einmal an die Oberfläche. Ich habe damals auch sehr viel Mitleid für meine ehemaligen Narzissten empfunden. Irgendwann ist mir quasi ein Licht aufgegangen und ich habe die Verstrickungen aus meiner Kindheit zu den Narzissten erkannt. Niemand hat selbst schuld, in solchen Beziehungen gelandet zu sein. Es kann wirklich jedem passieren. Es ist so wichtig, sich solche traumatischen Beziehungen nicht schön zu reden. Mit etwas Abstand kann man diese Beziehungen vollständig aufarbeiten und darüber reflektieren, was man aus dieser Beziehung gelernt hat. Wir verstehen zum einen uns viel besser und zugleich öffnet es einen Raum, in dem wir bestimmte Dynamiken, die innerhalb einer toxischen Beziehung vorkommen, noch besser greifen können. Alles was wir einmal ins Bewusstsein rufen und verstehen, kann am Ende in die Transformation gehen und somit kein weiteres Hindernis für die Zukunft werden. Gesündere Beziehungen sind dann die Konsequenzen aus diesem Prozess.

Dein Leben ist wertvoll und verdient es, in Freude gelebt zu werden.

Hilfe, um toxische Beziehungen zu verarbeiten und dir zu einem starken ICH zu verhelfen, erhältst du bei mir.
Ich freue mich auf dich.
Von Herz zu Herz, deine Martina