Podcast#169 – Co-Abhängigkeit in toxischen Beziehungen
Die Co-Abhängigkeit in toxischen Beziehungen, ist ein komplexes und oft übersehendes Phänomen. Im ersten Moment könnte man denken, dass diese Form von Beziehungsdynamik sehr liebevoll und zugewandt ist. Doch hinter der Co-Abhängigkeit verbirgt sich ein unsichtbares Band, das toxische Beziehungen erst möglich macht. Diese Form der Beziehungsdynamik kann an jedem auftreten, sei es in Partnerschaften, Familien oder Freundschaften. Es hat weitreichende Auswirkungen auf das emotionale Wohlbefinden der Beteiligten.
Doch was genau ist Co-Abhängigkeit und wie zeigt sie sich in toxischen Beziehungen? Ich möchte mit dir tiefer in die Welt der Co-Abhängigkeit eintauchen, um zu verstehen, wie sie entsteht und welche destruktiven Muster sie in Beziehungen etabliert. Welche Auswirkungen hat die Co-Abhängigkeit auf das Selbstwertgefühl? Warum ist sie so schwer zu erkennen und vor allem, wie kann man aus diesem Teufelskreis ausbrechen? Wir werden nun gemeinsam die ersten Schritte auf dem Weg zur Heilung und zur Entstehung gesunder, erfüllender Beziehungen erkunden. Gehen wir diese versteckte Realität auf den Grund und entdecken, wie Co-Abhängigkeit aufgelöst werden kann.
Merkmale einer gesunden Beziehungsdynamik
Eine gesunde Beziehungsdynamik zeichnet sich durch verschiedene Merkmale aus, die dazu beitragen, dass die Beziehung stabil, erfüllend und unterstützend ist. Eine offene und respektvolle Kommunikation ist entscheidend. Beide Partner hören einander zu, sprechen ihre Bedenken an und drücken ihre Gefühle und Bedürfnisse aus. Gemeinsame Werte und Ziele sind wichtig, da sie eine Grundlage für eine langfristige Beziehung schaffen. In gesunden Beziehungen werden Konflikte konstruktiv und respektvoll behandelt. Es wird gemeinsam nach Lösungen gesucht, damit die Beziehung weiterhin funktionieren kann.
Vertrauen ist ein wichtiger Eckfeiler einer gesunden Beziehung. Beide Partner sind ehrlich zueinander und halten getroffene Vereinbarungen ein. Gesunde Beziehungen respektieren die individuelle Autonomie und Unabhängigkeit beider Partner. Jeder hat Raum für persönliches Wachstum und Interessen außerhalb der Beziehung. In gesunden Beziehungen unterstützen sich beide Partner gleichermaßen. Sie halten in schwierigen Zeiten zusammen und ermutigen sich gegenseitig ihre Ziele zu erreichen. Zusätzlich beinhalten gesunde Beziehungen emotionale Intimität und körperliche Nähe, wenn beide Partner dies wünschen. Freundliche Gesten, Zärtlichkeit und Zuneigung sind wichtige Bestandteile einer gesunden Beziehung.
Was brauchen gesunde Beziehungen noch?
Ein wichtiger und entscheidender Faktor ist, dass Entscheidungen in der Beziehung fair getroffen werden, und es gibt ein Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen. Gesunde Beziehungen ermutigen die Partner dazu, voneinander zu lernen und gemeinsam zu wachsen. Beide Partner denken langfristig und planen für die Zukunft gemeinsam. Gesunde Beziehungen bieten Sicherheit und Stabilität, in denen sich die Partner emotional unterstützt fühlen. Die Partner, innerhalb gesunder Beziehungen, bleiben flexibel und können sich an Veränderungen und neue Umstände hervorragend anpassen. Beide Partner fühlen sich wohl und behandeln sich respektvoll.
Ein wichtiges Merkmal gesunder Beziehungen ist die Beständigkeit und Ruhe, die diese Beziehungen ausstrahlen. Das kann sich im ersten Moment sehr langweilig anhören, doch exakt diese Beziehungen bieten so viel Lebendigkeit, da das Vertrauen unfassbar groß ist. Auch gesunde Beziehungen sind nicht perfekt und es gibt auch hier und dort gelegentliche Herausforderungen. Dennoch sind die genannten Merkmale die Grundlage für eine Beziehung, die Glück, Zufriedenheit und emotionale Erfüllung bieten kann. Ebenfalls erfordern gesunde Beziehungen auch Arbeit und Engagement.
Co-Abhängigkeit in toxischen Beziehungen
Co-Abhängigkeit zeigt sich in toxischen Beziehungen durch eine Vielzahl von Verhaltensweisen und Denkmustern. Co-abhängige Personen übernehmen oft die Rolle des Retters innerhalb der Beziehung. Sie versuchen auf Teufel komm raus, bis zur Selbstaufgabe, die andere Person zu unterstützen, zu schützen und die Probleme zu lösen, auch wenn es auf Kosten ihrer eigenen Bedürfnisse geht. Co-abhängige Menschen fühlen sich oft als Opfer in der Beziehung. Sie neigen dazu, die andere Person, sprich den Narzissten, für ihr eigenes Unglück verantwortlich zu machen, ohne dabei zu beachten, die Verantwortung für sein eigenes Wohlbefinden zu übernehmen. Personen mit Co-abhängigen Tendenzen, haben oft Schwierigkeiten darin, gesunde Grenzen zu setzen. Auf unbewusster Ebene, durch alte Muster, erlauben sie quasi dem Narzissten, die persönlichen Grenzen zu verletzen und tolerieren das Verhalten, dass in gesunden Beziehungen inakzeptabel wäre.
Niemand ist selbst schuld, die Co-abhängigen Anteile in sich zu tragen. Diese resultieren oftmals als Schutzmantel aus der Kindheit, auf die ich später noch näher eingehe. Es ist nur wichtig genau dort hinzuleuchten, wo der Nährboden für toxische Beziehungen entsteht. Wir können uns davon nicht frei machen, völlig unbeteiligt in diese Beziehung mit hineingewirkt zu haben. Toxische Beziehungen sind erst durch zwei Parteien möglich. Würde ein Part sofort aus der Manipulation aussteigen, wäre das Spiel vorbei. Ich erwähne es auch gleich, dass das keine Schuldumkehr ist. Bleibt dein Anteil unbeachtet, bist du toxischen Beziehungen auch zukünftig hoffnungslos ausgeliefert. Das muss einem einfach klar sein.
Auswirkungen von Co-Abhängigkeit in toxischen Beziehungen
Menschen mit Tendenzen zur Co-Abhängigkeit, haben ein geringes Selbstwertgefühl und sehen ihren eigenen Wert in der Hilfe für andere Menschen. Sie suchen die Bestätigung und Anerkennung von Narzissten oder von anderen Personen und fühlen sich unzulänglich, wenn sie diese nicht erhalten. Somit sind die ständige Verfügbarkeit und das bedingungslose Helfen innerhalb der Beziehung, gar nicht so bedingungslos. Denn hintenan steht das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Anerkennung. Mir war es damals sehr unangenehm, genau auf diesen Aspekt zu leuchten. Ich habe mich ziemlich geschämt, weil ich davon zutiefst überzeugt war, dass ich alles bedingungslos gemacht habe. Dennoch stand hinter meiner Absicht zu helfen, mehr das Bedürfnis nach Liebe und Wertschätzung.
Zusätzlich wollte ich mich mit meiner unermüdlichen Zuwendung und Zuneigung, unersetzlich machen. Die eigene Selbstfürsorge wird in dem Moment oft vernachlässigt. Co-abhängige Menschen kümmern sich so sehr um die Bedürfnisse der anderen Person, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche außer Acht lassen. Viele sind auch emotional oder finanziell vom Narzissten abhängig. Sie fühlen sich hilflos und unfähig, ohne diese Beziehung zu überleben. Somit ist die Beziehung quasi ihr Mittelpunkt des Lebens. Alles dreht sich um diese Beziehung. Um die Trennung nicht zu vollziehen, leugnen Co-abhängige Menschen oftmals das problematische und manipulierende Verhalten des Narzissten. Sie rationalisieren das schädliche Verhalten oder Kehren dieses gleich unter dem Teppich, damit es nicht ersichtlich ist.
Schuldgefühle und Kontrollverhalten von Co-abhängigen Menschen
Dadurch, dass nur der Co-abhängige Part innerhalb der Beziehung leidet, versucht dieser auf Biegen und Brechen, dass Gegenüber, sprich den Narzissten zu retten. Das Problem daran ist, dass der Narzisst gar nicht gerettet werden will. Er leidet nicht offensichtlich unter seinem destruktiven Verhalten. Selbst wenn der Narzisst Süchten nachkommt, leidet nur eine Person so wirklich darunter und das bist du. In dem Moment, wo du immer wieder auf ihn einredest, und versuchst seine Sucht in den Griff zu bekommen, ist das eine Grenzüberschreitung, wenn der Narzisst doch gar nichts verändern will. Es liegt nun in deiner Verantwortung, ob du in dieser Bezeichnung bleiben willst oder nicht. Ich weiß, wie schwer das ist, solch eine Entscheidung zu treffen.
Ich war so oft mit süchtigen Partnern zusammen. Von Drogensucht bis Pornosucht, war alles dabei. Ich habe versucht die Sucht zu kontrollieren, in dem ich das Geld zur Verfügung gestellt habe für die Drogen, denn mein Partner war finanziell immer pleite. Bei meinem alkoholabhängigen Partner habe ich den Alkohol quasi eingeteilt. Mir fällt gerade ein, dass das ein Verhalten war, das ich unbewusst von meiner Mutter übernommen habe. Sie hat das Trinkverhalten meines Vaters kontrolliert. Bei meinem pornosüchtigen Partner stellte ich rund um die Uhr meinen Körper zur Verfügung, damit dieser weniger Pornos schaut. Ich fühlte mich schuldig, sobald ich mal etwas für mich machen wollte. Ich kannte es aus meiner Kindheit, dass die Bedürfnisse anderer Vorrang hatten.
Verlustangst einer Co-abhängigen Person
Co-abhängige Menschen haben oft eine intensive Angst davor die Beziehung zu verlieren. Sie sind bereit, ungesunde Dynamiken aufrechtzuerhalten, um die Bindung zum Narzissten aufrechtzuerhalten. Sie neigen dazu, sich sehr eng an ihre Partner zu binden. Sie haben Angst verlassen zu werden und klammern sich oftmals so sehr an die andere Person, dass diese nicht mehr anders kann, als zu gehen. Natürlich wird die Verlustangst durch das Verhalten des Narzissten noch mal verstärkt. Vielleicht gab es schon den ein oder anderen Discard auf Seiten des Narzissten.
Um den Verlust zu vermeiden, gehen Co-abhängige Personen Kompromisse ein, die fern ab von Gut und Böse liegen. Die eigenen Werte werden verraten und die Bedürfnisse spüren sie schon lange nicht mehr. Sie haben jeglichen Bezug zu sich verloren und die eigene Welt dreht sich nur noch um den Narzissten, dem das alles schlicht weg egal ist, ob die Beziehung funktioniert. Die Bewältigung der Verlustangst ist entscheidend für die Heilung von Co-Abhängigkeit. Dies kann durch die Arbeit an dem Selbstwertgefühl, das Setzen von gesunden Grenzen, die Entwicklung von Autonomie und die Auseinandersetzung mit den zugrunde liegenden Ursachen der Verlustangst erreicht werden.
Wie überwinde ich meine Co-Abhängigkeit
Das Überwinden von Co-Abhängigkeit erfordert Zeit, Selbstreflektion auf professionelle Unterstützung. Überschätze dich da auch bitte nicht, dass du das alles alleine schaffst und auflösen kannst. Oftmals sitzt die Verletzung, die für die Co-Abhängigkeit steht, so tief, dass wir da nicht alleine drankommen. Unsere Schutzmechanismen sind sehr gerissen darin, alles beim Alten zu lassen. Der erste Schritt ist das Bewusstwerden deiner eigenen Co-Abhängigkeit und die Anerkennung des schädlichen Musters innerhalb deiner Beziehung. Solange du für dich nicht wahrhaben möchtest, dass auch du destruktive Verhaltensmuster in dir trägst, wirst du dieses Thema nicht angehen können.
Es ist wichtig, dass du den Fokus mehr auf dich legst als auf andere. Das hört sich im ersten Moment vielleicht sehr egoistisch an, dennoch braucht es genau diese Autonomie, um gesunde Beziehungen führen zu können. Dich selbst liebevoll und fürsorglich zu behandeln, wird sich etwas fremd anfühlen und dennoch bringt es dir ein Stückweit dein selbstbestimmtes Leben wieder. Kümmerst du dich gut um dich selbst, geht es auch deinem Umfeld gut. Du wirst deutlich besser wahrnehmen können, wer wirklich zu dir passt und wer eben nicht. Du darfst dich endlich an erster Stelle setzen, denn wenn du es nicht tust, wird es niemand tun.
Weitere Schritte, um Co-Abhängigkeit aufzulösen
Werde dir bitte darüber bewusst, dass du niemanden retten kannst, der nicht gerettet werden will. Das würde ansonsten an Selbstüberschätzung grenzen. Auch deine Liebe wird eine Sucht nicht überwinden können, wenn der Süchtige nicht einsieht, dass er ein Problem hat. Selbst, wenn kein Suchtthema beim Narzissten vorliegt, liegt es nicht in deiner Verantwortung, ihn von seinem destruktiven und manipulativen Verhalten abzubringen. Die Verantwortung liegt in jedem Menschen selbst. Übe du dich lieber in das Setzen und Durchsetzen von gesunden Grenzen. Dies hilft dir wirklich, deine eigenen Bedürfnisse zu schützen und toxische Dynamiken zu verhindern.
Nimm gerne die Unterstützung eines qualifizierten Therapeuten, vorzugsweise mit Erfahrung in der Behandlung von Co-Abhängigkeit, in Anspruch. Ebenfalls wird dir ein Coaching helfen, das darauf spezialisiert und ausgerichtet ist. Du musst da wirklich nicht alleine durch. Schließe dich einer Selbsthilfegruppe für Co-abhängige Personen an, in der du deine Erfahrungen mit anderen teilen kannst. Zusätzlich könnt ihr euch gegenseitig unterstützen, da ihr ähnliche Herausforderungen bewältigt. Ich habe hier für dich eine wichtige Anlaufstelle verlinkt.
In der heutigen Podcastfolge besprechen wir mit dir unter anderem:
- Co-Abhängigkeit in toxischen Beziehungen
- Wie löse ich Co-Abhängigkeit auf?
- Was hat meine Kindheit damit zu tun?
Ist meine Kindheit, die Ursache meiner Co-Abhängigkeit?
Um die Co-Abhängigkeit vollständig auflösen zu können, ist es wichtig auch die Verstrickungen dahinter zu verstehen. Die Erfahrungen und Beziehungen in der Kindheit haben einen erheblichen Einfluss auf die Beziehungsdynamiken im Erwachsenenalter. Wenn du in einer dysfunktionalen Familie aufgewachsen bist, in der Suchtprobleme, häuslicher Missbrauch, Gewalt, Vernachlässigung oder andere schwierige Verhältnisse herrschten, kann die Entwicklung von Co-Abhängigkeit begünstigt werden. Kinder lernen oft, sich um die Bedürfnisse der Eltern oder Geschwister zu kümmern und ihre eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Narzissten triggern genau diese Wunde!
Kindheitstraumata oder Vernachlässigung können zu einem geringen Selbstwertgefühl führen. Co-abhängige Menschen entwickeln dann das Gefühl, dass sie nur dann wertvoll sind, wenn sie für andere da sind. Das Fehlen gesunder Beziehungsmodelle oder liebevolle Unterstützung in der Kindheit kann es schwer machen, gesunde Beziehungsmuster zu entwickeln. Co-abhängige Personen haben möglicherweise nie gelernt, wie man gesunde Grenzen setzt oder Konflikte auf gesunde Weise bewältigt. In dysfunktionalen Familien müssen Kinder oft überlebenswichtige Fähigkeiten entwickeln, um mit der familiären Dysfunktion umzugehen. Diese Überlebensmechanismen, wie das Versuchen Konflikte zu vermeiden oder die Bedürfnisse anderer über die der eigenen zu stellen, können im Erwachsenenalter zu Co-Abhängigkeit führen.
Von Co-Abhängigkeit in ein selbstbestimmtes Leben
Es ist wichtig zu betonen, dass die Kindheit nicht zwangsläufig Co-Abhängigkeit verursacht, sondern ein möglicher Faktor sein kann. Co-Abhängigkeit kann auch durch andere Faktoren, wie genetische Veranlagung, individuelle Lebensgeschichte und aktuelle Umstände beeinflusst werden. Dennoch ist es hilfreich, sich der Verbindung zwischen Kindheit und Co-Abhängigkeit bewusst zu sein, um Muster zu erkennen und an gesunden Bewältigungsstrategien zu arbeiten. Du bist nicht mehr das kleine Mädchen, das Situationen ohnmächtig gegenübersteht. Du darfst und musst sogar für dich Entscheidungen treffen, damit es dir gut geht. Selbstliebe ist ein wesentlicher Faktor, um Co-Abhängigkeit aufzulösen.
Hier kannst du dir diese Podcastfolge anhören:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden. Mehr Informationen
Von Herz zu Herz, deine Martina
0 Kommentare