Sich selbst hinterfragen

Wenn man eine toxische Beziehung erlebt hat, kann es sehr schwierig sein, sich wieder auf einen neuen Mann einzulassen. Zu groß ist die Angst wieder verletzt zu werden. Ich kann mich noch gut an all die Trennungen von Narzissten erinnern. Es fühlte sich an, wie ein Schmerz, der niemals enden würde. Damals war es noch so, dass ich mich mit der Trennung nicht auseinandergesetzt habe, geschweige denn mit der Beziehung. Vielmehr war es mein größtes Verlangen, dass der Schmerz schnell vorübergeht und somit gab ich mich schnell wieder einem anderen Mann hin.

Meine Hoffnung war, dass ich einen besseren Mann antreffen würde. Anfänglich war es auch so oder zumindest schien es so zu sein. Sobald ich jedoch mit diesen Männern in Beziehung war, entfachte sich der Albtraum einer toxischen Beziehung erneut. Wieder einmal wurde ich abgewertet, manipuliert, betrogen und belogen. In mir verankerte sich immer mehr die Überzeugung, dass es nur gestörte Männer gibt und diese nicht mehr bereit sind eine liebevolle Beziehung zu führen. Meine Selbstzweifel wuchsen ins Unermessliche, denn die Männer werteten mich in meiner gesamten Persönlichkeit ab.

2017 erlebte ich dann den Höhepunkt meiner toxischen Beziehungslaufbahn. Innerhalb kürzester Zeit wurde ich in meinen Selbstwert gecrasht und mein Vertrauen in die Männerwelt vollends zerstört. Ich nahm mir fest vor, über meinen vergangenen Beziehungen zu reflektieren und nachzudenken, warum sie nicht funktioniert haben. Warum in Herrgottsnamen hatte ich ein so unfassbar großes Faible für Narzissten oder auch emotional nicht verfügbare Männer? Ich schien sie magisch anzuziehen oder sie mich. Dabei sehnte ich mich doch so sehr nach einer liebevollen Partnerschaft, die emotional, wie auch geistig auf einer Augenhöhe ist.

Das Spannende daran ist, dass ich auch sehr „nette“ Männer datete, von denen ich mich jedoch sehr schnell distanzierte. Sie waren stets verfügbar und zeigten sehr viel Interesse an meiner Person. Doch je mehr sie sich in meine Richtung bewegten, umso mehr distanzierte ich mich von ihnen. Zum damaligen Zeitpunkt war mir das überhaupt nicht klar, dass in mir selbst noch sehr ungesunde Beziehungsmuster wüteten. Ich war seit Kindheitstagen daran gewöhnt schlecht behandelt zu werden und wichtigen Bezugspersonen hinterherzulaufen, gar anzuflehen, mich wahrzunehmen und mir Liebe zu schenken. Es war mir vertraut, dass ich für alles mögliche die Schuld bekam und ich durchs Anschweigen manipuliert wurde. Meine erste Ehe war sehr gesund und dennoch sehr unspektakulär, dass ich diese mit Ende 20 verlassen habe. Erst jetzt nahm mein ungesundes Beziehungsmuster richtig Fahrt auf. Toxische Beziehungen und Männer, die mich nicht wollten, resultierten aus meinen eigenen ungesunden Beziehungsstil heraus. Was war hier los? Was war mit mir los?

Warum waren nette Männer für mich langweilig?

Warum waren nette Männer für mich langweilig?

Hier begann ich Ursachenforschung zu betreiben, und zwar sehr intensiv. Offensichtlich war ich ja in der Lage gesunde Beziehungen zu führen, denn meine erste Ehe zeigte mir dieses deutlich auf. Somit reflektierte ich auch meine Ehe und die Unterschiede zu meinen toxischen Beziehungen. Mein erster Mann war definitiv der Nette und ich fühlte mich dort sicher. Doch irgendwie schlummerte in meiner Persönlichkeit der Drang nach Abenteuer und Herausforderungen. Mein erster Mann war sehr auf Sicherheit bedacht und mir wurde es nach Jahren schlichtweg zu langweilig.

Möglicherweise hatte ich damals den Hang zu „Bad Boys“ oder eher unkonventionellen Männern, die eine gewisse Kante oder Spannung in eine Beziehung brachten. Diese Männer wirkten auf mich riskanter oder unvorhersehbarer, was ich unglaublich anziehend und faszinierend fand. Im Laufe meiner eigenen Recherche zu meinen vergangenen Beziehungen, fiel mir auf, dass meine eigenen Unsicherheiten oder auch emotionalen Probleme dazu führten, dass ich mich von Männern angezogen fühlte, die ebenfalls emotional instabil oder unzuverlässig waren.

Nette Männer hingegen lösten keine Dramen aus, zu denen ich mich zu dem Zeitpunkt jedoch hingezogen fühlte. Schmerzhafte Emotionen, Gedankenkarussell, das Betteln um Aufmerksamkeit und die Ungewissheit von emotionalen nicht verfügbaren Männern, waren im Laufe der Jahre nach meiner Ehe, automatisierte Programme in mir. Es war in mir etwas vertrautes, worin ich mich bestens auskannte, und zu jedem Zeitpunkt wusste, was ich tun muss. Abwarten, Situationen schönreden, unterschiedliche Rollen und Masken aufsetzen, mich als eine Art Option behandeln zu lassen, ja das war mir sehr vertraut. Bei netten Männern war ich einfach nur ich selbst, was heute für mich ein absolutes Kriterium einer Beziehung ist. Damals sah das Ganze anders aus. Da definierte ich mich über sehr viel Unwahrheit in mir und Verhaltensweisen, die toxische Beziehungen definitiv begünstigt haben.

Welche eigenen Verhaltensweisen begünstigen eine toxische Beziehung?

Welche eigenen Verhaltensweisen begünstigen eine toxische Beziehung?

In der Regel wird nach toxischen Beziehungen auf die Narzissten geschaut. Was hat er wann, wie gemacht? Was stimmt alles bei ihm nicht? Hätte ich was anders machen können usw. Alles Fragen, die den Fokus auf dem Narzissten richten und weg von einem selbst. Das hilft definitiv nach einer Trennung. Dennoch ist es irgendwann wichtig, die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu lenken und tief in sein Inneres zu schauen, um eigene ungesunde Beziehungsmuster ausfindig zu machen, um sie dann aufzulösen.

Mal schauen, ob du dich in den nächsten Zeilen wieder findest, die eine toxische Beziehung überhaupt erst möglich machte und begünstigt hat. Mir ist es an dieser Stelle einmal ganz wichtig zu erwähnen, dass niemand selbst schuld ist, in solch einer Beziehung gelandet zu sein. Doch um irgendwann wieder eine Beziehung führen zu können, ist es wichtig seine eigenen Verhaltensmuster kritisch zu hinterfragen. Nur so können zukünftige toxische Beziehungen schneller erkannt und im besten Fall sogar vermieden werden. Bei mir war es definitiv damals so, dass ich ein starkes Bedürfnis nach Bestätigung hatte. Ich wollte quasi meine Existenz von einem Partner, sprich von einem Mann, bestätigt wissen.

Narzissten sind am Anfang wahre Meister darin, uns auf ein Podest zu heben. Sie sind oft sehr charmant und täuschend echt in der Empathie anderen Menschen gegenüber. In dem Moment fühlen wir uns in unserer Existenz bestätigt und der Selbstwert steigt ins Unermessliche. Somit ist ein geringes Selbstwertgefühl definitiv ein Match für Narzissten, was sie in einer frühen Datingphase sehr schnell bei ihrem Gegenüber wahrnehmen. Menschen mit einem geringen Selbstwert lassen sich leichter manipulieren und ausnutzen.

Bei mir war es zum Beispiel ein sehr großes Problem, dass ich Schwierigkeiten damit hatte, klare Grenzen zu definieren und zu setzen. Habe ich dieses dennoch einmal geschafft, war ich in dem Moment nicht bereit die Konsequenz meiner Grenze zu tragen. Dieses hätte nämlich beinhaltet, die Beziehung zu dem Narzissten zu beenden. Das hatte der Narzisst natürlich sehr schnell verinnerlicht, dass ich keine gesunden Trennungskompetenzen aufweisen konnte und somit hatte dieser ein leichtes Spiel mit mir. Ich überging aus Angst meine eigenen Bedürfnisse und der Narzisst konnte mehr und mehr die Kontrolle über mich und die Beziehung übernehmen. Somit spielte nicht nur das Thema Abhängigkeit eine große Rolle, sondern auch mein geringer Selbstwert.

Was kann ich tun, um mich vor Narzissten zu schützen?

Wenn du immer wieder das Gefühl hast, ein Match für Narzissten zu sein, gilt es einige Schritte zu unternehmen. Reflektiere über deine vergangenen Beziehungen. Denke darüber nach, was in vergangenen Beziehungen mit Narzissten passiert ist. Versuche für dich zu erkennen, von welchen Verhaltensmustern des Narzissten du dich angezogen gefühlt hast. Versuche für dich herauszufinden, welche Eigenschaften du an ihnen faszinierend gefunden hast.

Welche eigenen Verhaltensmuster hast du gelebt oder lebst du auch noch heute in Beziehungen? Welche Glaubensmuster trägst du in dir, über die Liebe, Beziehungen oder auch Männer generell? Es ist so wichtig dieses für dich in Klarheit zu bringen, denn deine Glaubensmuster lösen ein ganz bestimmtes Gefühl in dir aus, aus denen du deine Handlungen und Entscheidungen durchführst. Dazu zählt auch, dass du dann Masken und Rollen annimmst, die dich davor schützen sollen, Schmerz zu empfinden. Du wirst dann nicht die besten Entscheidungen treffen. Zumindest nicht für dich.

Stärke dein Selbstwertgefühl und lerne deine eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu erkennen und zu kommunizieren. Wenn du dich selbst wertschätzt und respektiert, wirst du weniger anfällig für die Manipulationen von Narzissten sein. Baue gesunde Trennungskompetenzen auf und steigere deinen Selbstwert, indem du dich aus Verbindungen löst, wo du so respektlos behandelt wirst. Achte auf Warnsignale, die so genannten Red Flags. Dazu gehören übertriebener Charme, Selbstbezogenheit, fehlende Empathie, ständiges Streben nach Bewunderung oder das Ausnutzen von anderen. Achte akribisch darauf, ob die Taten mit den Worten übereinstimmen. Zusätzlich wird dir dein Bauchgefühl ganz klar zu erkennen geben, wenn etwas nicht stimmt.

Wie schaffe ich es, mich auf nette Männer einzulassen?

Es kann am Anfang schwierig sein, sich auf nette Männer einzulassen, besonders dann, wenn man eine Geschichte von toxischen Beziehungen aufweist. Sei ehrlich zu dir selbst und frage dich zuerst, ob du wirklich bereit bist eine gesunde Beziehung einzugehen. Es ist in Ordnung, wenn du das Gefühl hast noch nicht bereit zu sein. Es braucht einfach Zeit, um zu heilen und zu wachsen. Wenn du aber für dich das Gefühl hast, dass du soweit bist wieder in Beziehung zu gehen, so stärke folgende Punkte in dir:

Eine gesunde Beziehung zu sich selbst zu führen, ist ein tragendes Fundament jeglicher Beziehungen. Identifiziere deine eigenen Bedürfnisse und Werte, die du in deiner zukünftigen Beziehung leben möchtest. Wenn du das für dich weißt, kannst du ganz entspannt zukünftigen Partnern begegnen. Es wird dann miteinander abgeglichen, ob ihr Gemeinsamkeiten habt und ob für euch eine Beziehung infrage kommt.

Kommuniziere ganz klar deine Standards und was für dich innerhalb einer Beziehung gar nicht geht. Halte es aus, dass es nicht mit jedem Mann passen wird. Setze klare Grenzen und lasse niemanden diese überschreiten. Wenn du frühzeitig klare Grenzen setzt, zeigst du, dass du selbstbewusst und respektvoll dir selbst gegenüber bist.

Vertraue deinem Bauchgefühl und lass dich nicht von oberflächlichen Eigenschaften oder Anziehungskraft täuschen. Wenn du das Gefühl für dich hast, dass etwas nicht stimmt, dann vertraue diesem Gefühl. Lerne Vertrauen aufzubauen, indem du offen kommunizierst und deine Verletzlichkeit zeigst. Eine Beziehung einzugehen, bedeutet auch immer einen gewissen Vertrauensvorschuss zu gewähren. Anders funktioniert es nicht. Reflektiere immer wieder dich selbst, ob du noch authentisch bist oder wieder in alte Rollenbilder verfällst. Gib den netten Männern eine Chance, auch wenn zu Beginn nicht gleich eine Anziehungskraft besteht, wie es in den toxischen Beziehungen vorkam. Du weißt, dass diese Anziehungskraft sehr ungesund war. Date den netten Mann und finde für dich heraus, ob du Gefühle aufbauen kannst und vor allem, ob du für dich schon eine dramafreie Begegnung aushalten kannst.

Zusammengefasst

Lerne aus vergangenen Erfahrungen und konzentriere dich auf das Positive und nicht auf vergangene Fehler oder Enttäuschungen. Habe Geduld mit dir und deinem Heilungsweg. Es kann Zeit und Mühe erfordern, sich auf nette Männer einzulassen, aber in dem du an dir selbst arbeitest und dich auf eine gesunde Beziehung konzentrierst, wirst du eher in der Lage sein, diese auch führen zu können. Setze dich nicht unter Druck, wenn du dann doch einmal wieder an einem Narzissten geraten bist. Das kann passieren. Wichtig ist am Ende nur, dass du solche Beziehungen sofort wieder verlässt.

Arbeite stets an deinem Selbstwertgefühl, indem du dich auf deine Stärken und positiven Eigenschaften konzentrierst. Erkenne dass du es wert bist, respektiert und geliebt zu werden. Laufe niemandem hinterher, der nicht bei dir sein will. Erwarte nicht von dir, dass du nach toxischen Beziehungen allen Menschen sofort wieder vertrauen kannst. Gib dir Zeit, um Vertrauen aufzubauen und date Männer in einem Tempo, das für dich passt. Sei freundlich und geduldig mit dir selbst und arbeite kontinuierlich daran, deine alten Verhaltensmuster aufzulösen. Du schaffst das!

Dein Leben ist wertvoll und verdient es, in Freude gelebt zu werden.

Hilfe, um toxische Beziehungen zu verarbeiten und dir zu einem starken ICH zu verhelfen, erhältst du bei mir.
Ich freue mich auf dich.
Von Herz zu Herz, deine Martina