Podcast#212 – Innere Kindarbeit in toxischen Beziehungen – Hoffnung oder Hindernis?
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Kann innere Kindarbeit in toxischen Beziehungen gelingen und die Beziehung gerettet werden? In toxischen Beziehungen spielen oft alte Wunden eine zentrale Rolle, die tief in uns verwurzelt sind. Diese Verletzungen stammen häufig aus der Kindheit und können unser Erwachsenenleben erheblich beeinflussen. Die innere Kindarbeit ist ein therapeutischer Ansatz, der darauf abzielt, diese alten Wunden zu heilen und emotionalen Ballast abzubauen. Doch in einer toxischen Beziehung, in der Manipulation, emotionale Instabilität und Missbrauch an der Tagesordnung stehen, stellt sich die Frage: Kann innere Kindarbeit wirklich zur Heilung beitragen oder wird sie durch das zerstörerische Umfeld eher zum Hindernis?
In der heutigen Podcastfolge bespreche ich mit dir unter anderem:
- Was ist innere Kindarbeit und wie zeigen sich verletzte Anteile?
- Toxische Beziehungen – Eine Herausforderung für die innere Kindarbeit
- Heilung des inneren Kindes
Was ist innere Kindarbeit und wie zeigen sich verletzte Anteile?
Innere Kindarbeit ist ein psychotherapeutischer Ansatz, der darauf abzielt, alte, oft schmerzliche Erfahrungen aus der Kindheit zu heilen. Diese Erfahrungen können ungelöste Traumata, Vernachlässigung, emotionale Kälte oder Überforderung durch die Erwartungen der Eltern umfassen. Das „Innere Kind“ steht symbolisch für die verletzten Anteile in uns, die auch im Erwachsenenalter weiterhin Einfluss auf unser Verhalten, unsere Emotionen und unsere Beziehungen haben. Die Arbeit mit dem inneren Kind beinhaltet das Anerkennen, Verstehen und letztlich das Heilen dieser alten Wunden.
Dies kann durch verschiedene therapeutische Methoden geschehen, wie zum Beispiel durch Meditation, Visualisierungen, oder Gespräche mit einem Therapeuten oder Coach. Was ich häufig erlebe, ist, dass nur der eine Part die ganze Arbeit innerhalb der Beziehung vornimmt und der Gegenpart sich darauf ausruht oder nicht wirklich bereit ist Veränderung anzustreben. Die Arbeit mit dem inneren Kind ist eine tiefgehende und transformative Methode der Selbstheilung. Dennoch kann diese Methode besonders herausfordernd sein, wenn man sich in einem toxischen Beziehungsumfeld aufhält.
Wie zeigt sich das innere Kind in toxischen Beziehungen?
Das Innere Kind zeigt sich in toxischen Beziehungen oft durch Verhaltensmuster und emotionale Reaktionen, die tief in der Kindheit verwurzelt sind. Diese unbewussten Anteile prägen, wie wir auf Stress, Konflikte und emotionale Verletzungen reagieren. Haben wir in der Kindheit Ablehnung und Vernachlässigung erlebt, kann sich das innere Kind innerhalb toxischer Beziehungen, durch extreme Anpassungsstrategien zeigen. Es versucht, die Liebe und Anerkennung des Partners um jeden Preis zu sichern, selbst wenn dies bedeutet, die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu ignorieren. Das kann sich in übermäßiger Nachgiebigkeit, Selbstaufgabe und einem ständigen Bedürfnis nach Bestätigung äußern.
Das Innere Kind kann in toxischen Beziehungen stark überreagieren, weil es alte, ungelöste Emotionen aus der Kindheit wiedererlebt. Ein scheinbar kleiner Streit kann extreme Angst, Wut oder Traurigkeit auslösen, weil das innere Kind die aktuelle Situation mit alten, traumatischen Erfahrungen verknüpft. Viele Menschen, deren inneres Kind verletzt ist, erleben in toxischen Beziehungen, intensive Verlustängste. Sie fürchten verlassen oder alleingelassen zu werden, was oft dazu führt, dass sie an der Beziehung festhalten, selbst wenn sie schädlich ist. Diese Angst vor dem Alleinsein ist oft so stark, dass sie irrationale Entscheidungen und Selbstschutzmaßnahmen überschattet. Ich gehe gleich noch tiefer auf die inneren Kindanteile ein.
Toxische Beziehungen sind eine Herausforderung für die innere Kindarbeit
Toxische Beziehungen sind pures Gift für das emotionale Wohlbefinden. Diese Beziehungen zeichnen sich durch Manipulation und heftigen Machtspielen aus. Sicherheit und Beständigkeit gibt es, wenn, nur für kurze Sequenzen. Was jetzt gerade noch superschön und intim ist, kann wenige Minuten schon wieder vorbei sein. Das Innere Kind sehnt sich nach der Liebe und Zuwendung, die es in der Kindheit vielleicht nicht erhalten hat. In toxischen Beziehungen kann dies zur emotionale Abhängigkeit führen, bei der jede Form von Aufmerksamkeit, selbst negative, als Bestätigung und Wertschätzung empfunden wird. Die Sehnsucht nach Liebe führt oft zu einem Kreislauf aus Hoffnung und Enttäuschung.
Narzissmus wird oft mit toxischen Beziehungen in Verbindung gebracht. Am Ende nicht wirklich relevant. Warum? Weil Narzissten selten daran interessiert sind intime Beziehungen aufzubauen. Deine Reaktion auf bestimmte Triggersituationen, ist tatsächlich das, was relevant ist. Denn deine Reaktionen zeigen auf, wo es noch verletzte Anteile in dir gibt. Das spricht Narzissten nicht von ihrem Fehlverhalten und Manipulationen frei. Doch in dem Moment, wo du deine Reaktionen besser verstehst und weißt, woher sie stammen, können diese auch verändert und aufgelöst werden.
Was passiert wohl bei der Heilung des inneren Kindes?
Wenn das Innere Kind möglicherweise nie gelernt hat gesunde Grenzen zu setzen, weil seine eigenen Grenzen in der Kindheit nicht respektiert wurden, wird sich das auch in toxischen Beziehungen widerspiegeln. Das zeigt sich dann dadurch, dass man sich ausgenutzt oder missbraucht fühlt, aber dennoch Schwierigkeiten hat, sich zu wehren oder die Beziehung zu verlassen. Man fühlt sich ohnmächtig der Situation gegenüber. Hat das Innere Kind ständig Kritik oder Abwertung erfahren, trägt dieses oft ein tiefes Gefühl der Unzulänglichkeit in sich. In toxischen Beziehungen zeigt sich das durch ständige Selbstzweifel, ein geringes Selbstwertgefühl und das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Dieser inneren Überzeugungen können dazu führen, dass man Missbrauch toleriert oder sich selbst die Schuld an den Problemen in der Beziehung gibt.
Ebenfalls kann das Innere Kind in toxischen Beziehungen auf kindliche Bewältigungsstrategien zurückgreifen, um mit emotionalem Stress umzugehen. Das kann sich in Form von Rückzug, Schweigen, Weinen oder dem Bedürfnis nach übermäßiger Fürsorge durch den Partner zeigen. Diese Verhaltensweisen spiegeln oft die Strategien wider, die in der Kindheit entwickelt wurden, um mit schwierigen Situationen fertig zu werden. Wenn man sich dann mit toxischen Beziehungen intensiv auseinandersetzt, schürt das die Hoffnung, nur das innere Kind heilen zu müssen, damit die Beziehung dann funktioniert. Was dabei nicht bedacht wird, dass der Narzisst in seiner Entwicklung oftmals stehenbleibt und nicht im Geringsten daran denkt, irgendwas zu einer neuen Beziehungsdynamik beizusteuern. Frage dich ehrlich, ob du die innere Kindarbeit für dich machen möchtest oder damit du nicht die Konsequenz einer Trennung durchführen musst?
Zwischen Hoffnung und Hindernis schwanken
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Narzissten nicht „Hurra“ schreien oder Applaus geben, sobald man damit anfängt an sich zu arbeiten. Was könnte der Grund sein? In dem Moment, wo du anfängst Grenzen zu setzen und durch Konsequenzen das ganze untermauerst, geht bei Narzissten die Hölle an. Das Nervensystem kollabiert und jede noch so erlernte Bewältigungsstrategie kommt dann zum Vorschein. Narzissten verlieren die Kontrolle über ihr Opfer und die Konsequenz könnte sein, dass du einen Discard erlebst oder die volle Wucht der narzisstischen Wut abbekommst. Was glaubst du, wie dein inneres Kind darauf reagiert? Gelassen? No way. Die Heilung beinhaltet mehrere Stationen, damit diese auch in Fleisch und Blut übergeht.
Am Ende machen sich Opfer oft selbst etwas vor und machen die innere Kindarbeit, um den Missbrauch besser aushalten zu können. Das innere Kind kann meiner Meinung nach nicht geheilt werden, innerhalb toxischer Beziehungen. Die emotionalen Wunden des inneren Kindes, die gerade erst versorgt wurden, werden im nächsten Moment von Narzissten wieder verletzt, sodass sich die Wunde in der Tiefe immer weiter entzündet. Stelle dir eine Schnittwunde vor, die du mit einem Pflaster versorgst. Wenn du jetzt minütlich das Pflaster abreißt, wie soll die Wunde jemals zur Ruhe kommen, um zu heilen? Lass diese Worte gerne einmal auf dich wirken.
Heilung des inneren Kindes
Der erste Schritt in der Arbeit mit dem inneren Kind besteht darin, sich die emotionalen Wunden bewusst zu werden, die aus der Kindheit stammen. Dies kann durch Reflexion, Therapie, Coaching oder Journaling geschehen. Fragen wie „welche Erfahrungen aus meiner Kindheit haben mich besonders geprägt?“ oder „wann habe ich mich als Kind verletzt oder verlassen erfüllt?“ Diese Fragen helfen dabei, Wunden aus der Kindheit zu identifizieren. Das Verstehen dieser Wunden ist entscheidend, um die zugrunde liegenden emotionalen Muster zu erkennen, die sich in toxischen Beziehungen wiederholen. Mir persönlich hat es sehr geholfen, in die Kontaktaufnahme mit meinem inneren Kind zu gehen. Ich empfehle diese Arbeit mit einem Coach, Therapeuten oder Berater durchzuführen.
Visualisierung des inneren Kindes war für mich entscheidend. Ich habe mir vorgestellt, wie mein jüngeres Ich aussieht, und habe Zeit damit verbracht, ihn in einem geschützten Raum zu begegnen. Vor meinem inneren Auge habe ich die kleine Martina zusammengekauert in der Ecke sitzen gesehen. Völlig verängstigt und sehr misstrauisch. Es hat einige Zeit gebraucht, um eins zu werden mit dem erwachsenen Ich und meiner kleinen Martina. Durch Liebe, Selbstfürsorge und Verständnis für mich, gelang es mir mehr und mehr meine inneren Kindanteile zu heilen.
Heilung und Integration
Was ebenfalls sehr wichtig war, dass ich die Gefühle meines inneren Kindes bestätigt und ihm die Erlaubnis gegeben habe, seine Emotionen zu zeigen. Ich habe dann genau das gefühlt, was meine kleine Martina damals nicht konnte. Ich lernte mehr und mehr gesunde Grenzen zu setzen und vor allem auch durchzusetzen, um mein inneres Kind vor weiteren Verletzungen zu schützen. Dies beinhalten das Erkennen und Respektieren meiner eigenen Bedürfnisse und Grenzen. Die Konsequenz daraus ist, dass ich toxische Energien, Energievampire oder die Qualität von Dauernegativität für mich nicht mehr dulde.
Je mehr ich meine inneren Kindanteile heilte, umso weniger fühlte ich mich zu Narzissten und irgendwelchen Machtkämpfen hingezogen. Außerdem habe ich dann auch endlich verstanden, dass ich mich und meinen Wert nicht unter Beweis stellen muss. Ich bin wertvoll und akzeptiere auch nur noch wertschätzenden und respektvollen Umgang. Deshalb würde ich mich auch sehr schnell aus toxischen Verbindungen lösen. Unsere Kinder würden wir freiwillig auch nicht immer wieder in ein toxisches Umfeld stecken. Wir würden es bestmöglich schützen und ihm sagen, dass es bei uns sicher ist. So kannst du dir das auch mit deinem inneren Kind vorstellen. Gebe deinem inneren Kind das, was es so schmerzlich in der Kindheit vermisst hat.
Von Herz zu Herz, deine Martina
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